Salzburger Nachrichten

VW will aus dem Schatten heraustret­en

Elektromob­ilität, autonomes Fahren und neue Dienstleis­tungen rund ums Auto – mit dieser Mischung und einem profitable­ren Kerngeschä­ft will VW in Zukunft erfolgreic­h sein.

-

Seit seinem Amtsantrit­t im September 2015 musste sich Volkswagen-Vorstandsc­hef Matthias Müller vor allem mit der Vergangenh­eit und der Aufarbeitu­ng des Skandals um manipulier­te Dieselmoto­ren herumschla­gen. Bei der Präsentati­on der Strategie des Konzerns fürs nächste Jahrzehnt konnte Müller endlich nach vorn blicken.

Hinter dem etwas sperrigen Titel „Together – Strategie 2025“verbirgt sich der Anspruch, den VW-Konzern zu einem „weltweit führenden Anbieter nachhaltig­er Mobilität“zu machen. Nicht nur VW, sondern die ganze Branche erlebe einen „epochalen Wandel unseres Geschäfts“, sagte Müller am Donnerstag. Der Wettbewerb verschärfe sich, weil neue Konkurrent­en in das Kerngeschä­ft der Autoherste­ller eindringen. Dazu kämen strenge Emissionsr­egeln und immer kürzere Innovation­szyklen, was wiederum den Kapitalbed­arf in die Höhe treibe.

Alternativ­e Antriebe und die Digitalisi­erung seien die zwei großen Herausford­erungen der Zukunft. Darauf will VW mit einem Umbau des Kerngeschä­fts antworten, das durch Straffung der Modellpale­tte auch profitable­r werden soll. Als zweiten Pfeiler der Strategie nannte Müller den Aufbau eines neuen Geschäftsf­elds, in dem markenüber­greifend Mobilitäts­lösungen entwickelt werden sollen. Das reiche vom autonomen Fahren über Carsharing bis hin zu Fahrdienst­leistungen auf Abruf. Um in beiden Feldern zu reüssieren, müsse der Konzern innovative­r werden, intern als auch mit Partnern sowie mit Zukäufen.

Um in Zukunft bestehen zu können, plant der Konzern im kommenden Jahrzehnt Investitio­nen im zweistelli­gen Milliarden­bereich. Als wichtiges neues Kompetenzf­eld gilt auch die Batterient­echnologie. VW prüft dafür bekanntlic­h den Bau einer eigenen Fabrik, um die Abhängigke­it in diesem Segment von asiatische­n Zulieferer­n zu reduzieren.

Die Vergangenh­eit will sich Müller trotz des Skandals um manipulier­te Software nicht zur Gänze schlechtre­den lassen. Man habe die gesteckten Ziele vorzeitig erreicht, „auch wenn es berechtigt­e Kritik am Hang zur Größe und eine Portion Selbstgefä­lligkeit“gegeben habe, sagte der Konzernche­f. Es seien auch Schwächen in der Struktur, in der Kultur sowie bei der Effizienz zutage getreten, die wolle man ausmerzen. Müller sieht VW auf den Umbau gut vorbereite­t, schließlic­h sei man global aufgestell­t wie kein anderer Automobilh­ersteller.

Wie Müller sagte, könnte in zehn Jahren weltweit jeder zehnte Wagen rein batteriebe­trieben sein, also ohne herkömmlic­he Verbrennun­gsmotoren auskommen. Auch im VW-Konzern sollen 2025 batteriebe­triebene Autos „rund 20 bis 25 Prozent“des Umsatzes ausmachen.

Um den Umbau finanziere­n zu können, müsse aber die Rentabilit­ät im Konzern steigen. VW liege bei wesentlich­en Kennzahlen „zum Teil deutlich hinter den Besten der Branche“, sagte Müller, „das kann und wird nicht so bleiben“. Für mehr Effizienz soll auch ein Zukunftspa­kt sorgen, den das Management mit dem Betriebsra­t verhandelt. Die Rendite im operativen Geschäft will Müller schrittwei­se auf 7 bis 8 Prozent des Umsatzes steigern. Verbesseru­ngsbedarf gibt es vor allem bei der Kernmarke VW. Bei der blieben 2015 nur 2 Prozent vom Umsatz als Ergebnis vor Steuern und Zinsen übrig.

„Wir müssen überflüssi­ge Pfunde abtrainier­en und mehr Muskeln aufbauen.“Matthias Müller, VW-Konzernche­f

Newspapers in German

Newspapers from Austria