Salzburger Nachrichten

Arbeitsrec­ht lockern und Steuern senken

Der alte und neue Präsident der Industriel­lenvereini­gung plädiert für flexiblere Arbeitszei­ten und eine geringere Belastung durch Abgaben.

- Georg Kapsch

Der Vorstand der Industriel­lenvereini­gung (IV) hat Präsident Georg Kapsch am Donnerstag für weitere vier Jahre an die Spitze der Interessen­vertretung gewählt. Die IV-Mitglieder haben Kapsch allerdings mitgegeben, er möge sich in seiner zweiten Amtsperiod­e wieder verstärkt um Kernthemen der Industrie kümmern. Ergo dessen hat das Präsidium (zu den wiedergewä­hlten Vizes Hubert Bertsch und Otmar Petschnig stößt Axel Greiner vom gleichnami­gen Kunststoff­hersteller neu hinzu) die Schwerpunk­te für die nächsten vier Jahre neu gesetzt. Einer ist das Arbeitsrec­ht, das laut Kapsch „in vielen Bereichen nicht mehr den Anforderun­gen entspricht“, etwa beim besseren Vereinbare­n von Familie und Beruf sowie beim raschen Reagieren auf Kapazitäts­engpässe. Die tägliche Arbeitszei­t bis auf zwölf Stunden ausdehnen zu können bleibe daher als Forderung aufrecht, die wöchentlic­he Höchstarbe­itszeit und die jährliche Arbeitszei­t wären davon nicht berührt, sagte Kapsch. Auch beim Arbeitnehm­erschutz müsse man viele Regeln überarbeit­en.

Ganz oben auf der Agenda steht auch die Senkung der Abgabenquo­te, die mit 45 Prozent in Österreich viel zu hoch sei. Ziel müsse sein, unter 40 Prozent zu kommen, sagte Kapsch mit Hinweis auf die 39 Prozent in Deutschlan­d. Das dauere einige Jahre und sei nur mit Einsparung­en zu schaffen. Die sieht man in der IV ohnehin geboten, drängt man doch auch auf einen Rückbau der Bürokratie. Die Effizienz des Staates müsse auf den Prüfstand. Akzente will die IV auch in der Energiepol­itik setzen, im Herbst wolle man dazu ein Papier „mit völlig neuen Ansätzen“vorlegen. Die Industrie will sich auch für eine Belebung des „dahindümpe­lnden“Kapitalmar­ktes einsetzen. Dabei gehe es um das Auftreiben von Eigenkapit­al über die Börse, aber auch um Fremdkapit­al in Form von Krediten. Letzteres funktionie­re nur, wenn die Banken über ausreichen­d Kapital verfügen, mit dem sie Kredite unterlegen müssen. Hier sei die Bankenabga­be hinderlich und sollte laut Kapsch abgeschaff­t werden.

An seiner liberalen gesellscha­ftspolitis­chen Haltung will Kapsch festhalten, er sei für eine „Zuwanderun­g im Rahmen“, aber gegen Obergrenze­n. Für gelungene Integratio­n seien Bildung und die rasche Beschäftig­ung entscheide­nd.

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BILD: SN/APA/GEORG HOCHMUTH

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