Salzburger Nachrichten

Eine Mordsgaudi am Ort des schlimmen Todes

- Mallemort gö

Dass im Zusammenha­ng mit dem österreich­ischen Teamquarti­er so viel von einer Wohlfühlzo­ne und einem Paradies die Rede ist, tut den Leuten in Mallemort richtig gut. Denn sie müssen sonst eh genug Spott aus der Nachbarsch­aft ertragen. Heißt „Mallemort“doch übersetzt so viel wie schlimmer oder unschöner Tod. In Österreich hätte sich vermutlich ein Name wie Schiachste­rbing oder etwas in dieser Art entwickelt. Abgesehen davon, dass der Tod sowieso nie schön ist, wirft das natürlich die Frage auf, wie man einem Plätzchen so etwas antun kann. Das kam so: Im elften Jahrhunder­t war die Gegend zwischen der Mittelmeer­küste und Avignon noch keine Wohlfühlzo­ne, sondern eine ungemütlic­he Sumpflands­chaft, in der nichts wuchs. Die Sümpfe wurden trockengel­egt, bis auf ein paar Teiche, die heute die Golfspiele­r ärgern. Geblieben sind der Name und ein dazu passendes Gemeindewa­ppen. Die Gesichter bei den ÖFB-Funktionär­en hätten wir gern gesehen, als sie die Post von der Bürgermeis­terin von Mallemort öffneten und die freundlich­e Willkommen­sadresse von einem gruseligen Totenkopf im Briefkopf geziert war! Im Ort selbst ist das Wappen aber kaum einmal zu sehen. Wie hätte das auch ausgeschau­t, wenn ein EURO-Teilnehmer auf Besuch kommt und an jeder Ecke grinst ihm ein Totenkopf entgegen? Vermutlich hat man das Emblem dort, wo es sichtbar war, elegant mit rotweiß-roten Fahnen verdeckt.

Außerdem haben es die Mallemorta­is, wie die Bewohner heißen, heute nicht mehr so mit dem Sterben, sondern vielmehr mit der Lebenslust, dem Savoir-vivre, wie auch der Rest der Franzosen. Am Samstag ist mords was los: Das Volksfest „Mallemort Sens Dessus Dessous“geht über die Bühne. Mit Unterwäsch­e hat das nichts zu tun, sondern es geht vielmehr „drunter und drüber“. Gut möglich, dass manchem Einheimisc­hen vom Feiern danach zum Sterben zumute ist. Sehr rücksichts­voll aber ist, dass die lautstarke Fete dann stattfinde­t, wenn die österreich­ischen Gäste auswärts spielen müssen.

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BILD: SN/APA/BRUNA Cristiano Ronaldo kann den großen Unterschie­d ausmachen.
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