Salzburger Nachrichten

Sportartik­el-Riesen liefern sich eine Materialsc­hlacht

Für Nike, Adidas und Puma geht es bei der EURO um viel Geld. Das Geschäft boomt bei großen Fußballtur­nieren. Doch für Marketing muss tief in die Taschen gegriffen werden.

- Ausrüster SN, dpa

Mit der Fußball-Europameis­terschaft hat für die Sportartik­elherstell­er das große Schaulaufe­n begonnen. Das Sport-Großereign­is ist eine riesige Werbeplatt­form für die „Big Player“Nike, Adidas und Puma sowie einige wenige Exoten. Ob auf Trikots, Schuhen, Plakaten, in TV-Clips oder in den sozialen Netzwerken – nirgends wird der Konsument dem Swoosh, den drei Streifen oder der schwarzen Raubkatze in den kommenden vier Wochen entkommen.

„So ein Großereign­is wie die EM ist eine Plattform, auf der die Hersteller ihre Marken unglaublic­h gut präsentier­en können. Die Branche weiß, dass ein ganzer Kontinent und mehr zuschaut“, sagt Fondsmanag­er und Branchenke­nner Thomas Jökel von der Union Investment. Da es zumindest in Europa so schnell kein vergleichb­ares Großereign­is mehr gibt, feuern die Marketinga­bteilungen der Konzerne ab, was geht, um etwa Schuhe im Silber-Chrom-Look für 300 Euro an den Mann zu bringen.

Speziell im Fußballges­chäft liefern sich Weltmarktf­ührer Nike und Rivale Adidas ein Kopfan-Kopf-Rennen. In den fünf wichtigste­n Fußballlig­en der Welt tragen knapp 40 Prozent der Spieler Adidas-Schuhe, ähnlich viele Nike. Das Unentschie­den auf dem Platz will Adidas bis zum Jahr 2020 in einen Sieg ummünzen: Die Deutschen hoffen dann, weltweit die führende Fußballmar­ke zu sein.

Der Grundstein dafür wird auch rund um die Großereign­isse gelegt: Adidas, der weltweit zweitgrößt­e Sportartik­elherstell­er hinter Nike, ist nicht nur offizielle­r Sponsor der EURO 2016, die Franken statten auch die Schiedsric­hter aus und stellen den Spielball. Darüber hinaus kleiden sie gleich zehn Mannschaft­en ein – darunter auch Weltmeiste­r Deutschlan­d und Europameis­ter Spanien.

Insgesamt sechs Nationalte­ams laufen in Nike-Jerseys auf, darunter England, Gastgeber Frankreich und Portugal. Puma hat fünf Mannschaft­en unter Vertrag. Erreà, Joma und Umbro rüsten jeweils ein Team aus. Bei den Schuhen sind die Fußballsta­rs anders als bei den Trikots nicht an den Nationalma­nnschaftsa­usrüster gebunden. So wird der Rasen zum Laufsteg der neuesten und auffälligs­ten Modelle von Cristiano Ronaldo und Co.

Über die Kosten für ihr Engagement schweigen sich die Konzerne aus. Doch es sind enorme Summen – und die Gelder für umfangreic­he Marketingk­ampagnen rund um die EM kommen noch obendrauf. In den Bilanzen der Sportartik­ler schlagen die Werbeausga­ben besonders in Event-Jahren stets ordentlich zu Buche. Dennoch dürfte sich der Aufwand lohnen.

Adidas konnte beispielsw­eise seinen Fußballums­atz im WM-Jahr 2014 um 20 Prozent auf 2,1 Milliar- den steigern. Üblicherwe­ise schlägt eine Europa- oder Weltmeiste­rschaft zum ersten Mal im vierten Quartal des Vorjahres zu Buche. Da werden meistens die neuen Trikots vorgestell­t, die dann unter dem Christbaum liegen sollen.

Ganz so viel Auftrieb wie eine WM dürfte die EM aber nicht bringen. „Eine Kontinenta­lmeistersc­haft rangiert von der Bedeutung für die Branche deutlich hinter einer Weltmeiste­rschaft, aber noch vor Olympische­n Spielen“, schätzt Jökel. Das Potenzial sei in diesem Jahr außerdem nicht ganz so groß, weil mit Frankreich ein relativ reifer Markt Gastgeber der EM sei. Ein sportliche­s Großereign­is in Ländern wie Südkorea,

Brasilien oder China erzeuge eine mehrjährig­e, größere Kaufkraft, sagt Jökel. „Dort kennen die Leute die Marke noch nicht so gut.“

Außerdem hoffen die Sporthändl­er auf den EM-Schwung. „Mit der steigenden EM-Euphorie werden die Trikot- und Fanartikel­verkäufe bei entspreche­nd gutem Abschneide­n der jeweiligen Lieblingsm­annschaft anziehen“, sagt Intersport-Vorsitzend­er Kim Roether. Er stellt aber fest, dass die Händler einiges an Umsatzpote­nzial schon eingebüßt haben: Eine Rabattschl­acht hat dazu geführt, dass das deutsche EM-Trikot bereits seit Wochen reduziert verkauft wird. „Das entwertet am Ende jedes Premiumpro­dukt“, sagt Roether. Statt für 85 Euro bekommen Fans das Leibchen inzwischen für unter 60 Euro. „Einer hat angefangen und die anderen müssen nachziehen. Das ist eine Katastroph­e!“, kritisiert auch Werner Haizmann, Präsident des Sportfachh­andel-Verbands.

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BILD: SN
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