Wenig überraschend: Alles okay für Ecclestone
Die Formel 1 wird für die Premiere in Aserbaidschan kritisiert, aber andere waren früher da.
Baku, warum denn nicht?
Im Vorfeld des Grand Prix von Europa, der heuer erstmals in Aserbaidschan stattfindet, wiederholt sich der verbale Schlagabtausch zwischen NGOs und dem für die Austragungsorte der Formel-1-WM verantwortlichen Bernie Ecclestone. Gerhard Kuntschik berichtet für die SN aus Baku Und wie schon bei vielen anderen Schauplätzen zuvor sieht der 85-jährige F1-Promotor keine Probleme, während Menschenrechtsorganisationen wieder einmal auf repressive Politik in Aserbaidschan hinweisen.
Wegen Bedenken zu Menschenrechtsverletzungen, Korruption, Pressefreiheit usw. könnte eigentlich mehr als ein Drittel der 21 Länder, in denen die Formel 1 heuer gastiert, infrage gestellt werden. Doch Ecclestones Gang nach Baku ist keine Premiere, was Sport oder Kultur betrifft. Vom EurovisionsSongcontest bis zu den European Games und sogar einem Champions-League-Qualifikationsspiel von Red Bull Salzburg hat schon alles hier stattgefunden, allerdings mit weniger Echo. Was den Sport betrifft, wurde die Teilnahme von Aktiven und Teams aus dem Land am Kaspischen Meer an internationalen Bewerben genauso wenig kritisiert wie die Auftritte von Ausländern hier im Land. Doch offenbar gilt es für viele, die Formel 1 samt ihrem Medienecho zu nützen. „Kein Mensch hat sich bei mir beschwert, weil wir hier ein Rennen fahren, und was ich bisher gesehen habe, klappt die Organisation hervorragend. Was soll ich also ändern?“, sagte Ecclestone Donners- als ideale Plattform tag im Fahrerlager des Baku City Circuit auf SN-Nachfrage. „Ich bin mir der Bedeutung des Rennens hier voll bewusst.“Auf die Frage nach der Problematik von Rennen in Ländern mit hoher Korruption antwortete Ecclestone: „Wenn wir nur in Ländern ohne Korruption fahren, wo fahren wir dann noch?“
Wie in politisch heiklen Dingen üblich halten sich die Stars des Wochenendes aus der Debatte heraus. Vettel, Hamilton & Co. äußern sich nicht zu derartigen Themen. „Wir sollten Sport und Politik trennen“, ist meistens die einhellige Meinung. Und übrigens: Die GP-Organisatoren bieten ab heute, Freitag, täglich Konzerte: Chris Brown, Enrique Iglesias und Pharrell Williams treten auf. Offenbar mit guter Gage und ohne politische Bedenken.