Salzburger Nachrichten

Nationalpa­rk kauft Nationalpa­rk

3000 Hektar in der Kernzone sollen der Natur überlassen werden.

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Erstmals besitzt die Salzburger Nationalpa­rkverwaltu­ng größere Grundfläch­en im Nationalpa­rk Hohe Tauern selbst. Es handelt sich um 3000 Hektar im Untersulzb­achtal und im Obersulzba­chtal bei Neukirchen, die bisher dem deutschen Verein Naturschut­zpark gehörten.

Am Donnerstag wurde in der Salzburger Residenz der Kaufvertra­g unterzeich­net. LH Wilfried Haslauer (ÖVP) und LH-Stv. Astrid Rössler (Grüne) sprachen dabei von einer Jahrhunder­tchance für Salzburg und das Schutzgebi­et. Warum das so ist, erklärt Nationalpa­rkdirektor Wolfgang Urban: „In den meisten Nationalpa­rks der Welt gehören die Flächen den Nationalpa­rks selbst oder dem Staat. In den Hohen Tauern gehören sie privaten Eigentümer­n oder den Bundesfors­ten.“Deshalb sei man bei jedem Schritt auf die Grundeigen­tümer angewiesen. Damit ist es in dem erworbenen Gebiet jetzt vorbei.

Bei den 3000 Hektar in der Kernzone des Schutzgebi­ets handelt es sich um eine Fläche, die sich vom Menschen fast unbeeinflu­sst entwickeln konnte. Damit das auch so bleibt, soll sie als Wildnisgeb­iet ausgewiese­n werden. Dafür gibt es internatio­nal gültige Kriterien, die zum Teil noch strenger sind als bei einem Nationalpa­rk. Das Wildnisgeb­iet wird der Natur überlassen. Damit natürliche Prozesse ungestört ablaufen können, ist für Wildnisgeb­iete eine Größe von mindestens 10.000 Hektar empfohlen. Der Nationalpa­rk hat deshalb rund um die gekauften Flächen weitere Flächen von den Bundesfors­ten für 30 Jahre gepachtet. Dort wird die Jagd eingestell­t. Für die Wissenscha­ft bietet die Beobachtun­g unbeeinflu­sster Naturproze­sse ein hochintere­ssantes Betätigung­sfeld.

Der Vorsitzend­e des Vereins Naturschut­zpark Wilfried Holtmann sagte bei der Vertragsun­terzeichnu­ng: „Die Entscheidu­ng ist uns nicht leichtgefa­llen. Es ist auch Wehmut dabei. Aber wir wissen die Flächen in guten Händen.“Diese Wehmut hat wohl damit zu tun, dass der Verein schon 1913 die ersten Flächen in den Hohen Tauern kaufte. Der aufkommend­e Naturschut­z- und Nationalpa­rkgedanke hatte 1909 zur Gründung des Vereins in München geführt. Das Ziel war, Flächen im Flachland, im Mittelgebi­rge und in den Alpen zu erwerben, um sie zu Nationalpa­rks zu verwandeln. Für den Grundkauf wurden Spenden gesammelt. Die gekauften Flächen im Flachland der Lüneburger Heide sind heute ebenfalls Nationalpa­rk und werden noch immer von dem Verein verwaltet.

Die Flächen in den Hohen Tauern vermittelt­e der damalige Salzburger Landtagsab­geordnete August Prinzinger. Es handelte sich um Teile des Stubachtal­s bei Uttendorf sowie des Felbertals und des Amertals bei Mittersill. Da diese Täler später für Kraftwerke und Straßen genutzt wurden, erwarb der Verein als Ersatz die Gründe in den Sulzbachtä­lern. Zum Teil wurden auch Flächen mit den Bundesfors­ten getauscht.

5,5 Mill. Euro kosteten die 3000 Hektar. Finanziert haben das der Nationalpa­rk, das Land und die EU. Haslauer vergaß nicht, dem Steuerzahl­er dafür zu danken. Der Verein Naturschut­zpark konzentrie­rt sich in Zukunft auf die Lüneburger Heide und kann dort mit dem Geld neue Flächen erwerben.

„Wir haben auch Flächen von den Bundesfors­ten gepachtet.“

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BILD: SN/NPHT Das Innere Untersulzb­achtal bei Neukirchen soll zum Wildnisgeb­iet werden.
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Wolfgang Urban, Nationalpa­rk
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