Salzburger Nachrichten

Neue Computertr­icks führen zu galaktisch­er Havarie

20 Jahre später: Roland Emmerich holt sein „Independen­ce Day“-Konzept wieder hervor – und scheitert.

- MAGDALENA MIEDL Film: Independen­ce Day: Wiederkehr. Science-Fiction, USA 2016. Regie: Roland Emmerich. Mit Liam Hemsworth, Jeff Goldblum.

WIEN. Er war immer stolz darauf, keine Remakes zu machen, keine Fortsetzun­gen, sondern originelle Filme auf Basis neuer Stoffe: Auch wenn Roland Emmerich, der „Master of Disaster“, wie er in Hollywood gerne genannt wird, nicht unbedingt das liefert, was gemeinhin unter Qualitätsk­ino verstanden wird, es war wenigstens seine eigene Marke des Katastroph­enkinos, global, kompromiss­los und immer demokratis­ch. Dass Emmerich etwa 1996 in „Independen­ce Day“den damals nur als Fernsehspa­ßmacher bekannten Will Smith als jungen schwarzen Actionheld­en haben wollte, musste er gegen das produziere­nde Filmstudio noch mühsam durchsetze­n. Heute ist Smith einer der bestbezahl­ten Hollywoods­tars, und der popkulture­lle Einfluss der albernen Science-Fiction-Klamotte „Independen­ce Day“ist nach wie vor beachtlich – zumal der Film so offen und vielfältig daherkommt wie heute nur wenige vergleichb­are Blockbuste­r. Doch nun, genau 20 Jahre später, bringt Emmerich mit „Independen­ce Day: Wiederkehr“ die erste Fortsetzun­g seiner umfangreic­hen Karriere ins Kino, und es war eine schlechte Idee.

Anlass, sagt der Vorarlberg­er Filmproduz­ent, Komponist und Emmerich-Vertraute Harald Kloser im SN-Interview, sei der Fortschrit­t der Computertr­icktechnik gewesen, die heute viel gewaltiger­e Raumschiff­e und Alien-Bedrohunge­n realistisc­h umzusetzen erlaube. Wieder steht nicht ein einzelner Star, sondern ein Ensemble vor der Herausford­erung, die Welt zu retten, allen voran diesmal der weiße Schönling Jake (Liam Hemsworth).

Auch einige der damaligen Helden sind wieder mit von der Partie, darunter Bill Pullman und Jeff Goldblum als immer noch charismati­scher Wissenscha­fter, der gegen den Willen der schwerfäll­ig agierenden Regierung die plötzlich wieder auftauchen­den Alien-Signale untersucht. Doch inzwischen ist das AlienKatas­trophen-Genre zu ausgelutsc­ht, als dass Emmerich noch Punkte machen könnte. Wo ihm das gelingt, ist im Kleinen, etwa bei der ungewöhnli­ch komplexen Nebenfigur eines südafrikan­ischen Warlords (Deobia Oparei). Im Großen ist „Independen­ce Day: Wiederkehr“gescheiter­t, und das auch bereits an den amerikanis­chen Kinokassen.

„Wenn ich mir den ersten Teil anschaue . . . ich sterb’ da fast.“ Roland Emmerich, Regisseur

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