Neue Computertricks führen zu galaktischer Havarie
20 Jahre später: Roland Emmerich holt sein „Independence Day“-Konzept wieder hervor – und scheitert.
WIEN. Er war immer stolz darauf, keine Remakes zu machen, keine Fortsetzungen, sondern originelle Filme auf Basis neuer Stoffe: Auch wenn Roland Emmerich, der „Master of Disaster“, wie er in Hollywood gerne genannt wird, nicht unbedingt das liefert, was gemeinhin unter Qualitätskino verstanden wird, es war wenigstens seine eigene Marke des Katastrophenkinos, global, kompromisslos und immer demokratisch. Dass Emmerich etwa 1996 in „Independence Day“den damals nur als Fernsehspaßmacher bekannten Will Smith als jungen schwarzen Actionhelden haben wollte, musste er gegen das produzierende Filmstudio noch mühsam durchsetzen. Heute ist Smith einer der bestbezahlten Hollywoodstars, und der popkulturelle Einfluss der albernen Science-Fiction-Klamotte „Independence Day“ist nach wie vor beachtlich – zumal der Film so offen und vielfältig daherkommt wie heute nur wenige vergleichbare Blockbuster. Doch nun, genau 20 Jahre später, bringt Emmerich mit „Independence Day: Wiederkehr“ die erste Fortsetzung seiner umfangreichen Karriere ins Kino, und es war eine schlechte Idee.
Anlass, sagt der Vorarlberger Filmproduzent, Komponist und Emmerich-Vertraute Harald Kloser im SN-Interview, sei der Fortschritt der Computertricktechnik gewesen, die heute viel gewaltigere Raumschiffe und Alien-Bedrohungen realistisch umzusetzen erlaube. Wieder steht nicht ein einzelner Star, sondern ein Ensemble vor der Herausforderung, die Welt zu retten, allen voran diesmal der weiße Schönling Jake (Liam Hemsworth).
Auch einige der damaligen Helden sind wieder mit von der Partie, darunter Bill Pullman und Jeff Goldblum als immer noch charismatischer Wissenschafter, der gegen den Willen der schwerfällig agierenden Regierung die plötzlich wieder auftauchenden Alien-Signale untersucht. Doch inzwischen ist das AlienKatastrophen-Genre zu ausgelutscht, als dass Emmerich noch Punkte machen könnte. Wo ihm das gelingt, ist im Kleinen, etwa bei der ungewöhnlich komplexen Nebenfigur eines südafrikanischen Warlords (Deobia Oparei). Im Großen ist „Independence Day: Wiederkehr“gescheitert, und das auch bereits an den amerikanischen Kinokassen.
„Wenn ich mir den ersten Teil anschaue . . . ich sterb’ da fast.“ Roland Emmerich, Regisseur