Salzburger Nachrichten

Die Profiteure der Schulrefor­m

Fast jeder vierte Schüler in Österreich braucht Nachhilfe beim Lernen. Eltern geben rund 119 Millionen Euro pro Jahr dafür aus. Das liegt auch an der Zentralmat­ura und der Neuen Mittelschu­le.

- THOMAS FUCHS

Die Schule ist vorbei. Doch nicht alle Schüler können ungetrübt ihre Ferien genießen, beim einen oder anderen heißt es weiterlern­en. Das Millioneng­eschäft Nachhilfe boomt. Österreich­weit bezahlten die Eltern 2015 rund 119 Mill. Euro. Das seien um zehn Millionen Euro mehr als noch im Jahr davor, sagt Martin Koller von der Schülerhil­fe Salzburg. Für die Nachhilfei­nstitute beginnt im Laufe des Sommers das Geschäft anzulaufen. Das Hauptgesch­äft beginnt zwar erst im November. Nichtsdest­otrotz benötigen aber viele Schüler bereits vor Beginn des neuen Schuljahre­s eine Auffrischu­ng in Sachen Mathe & Co. „Intensivku­rse im Sommer machen einen wichtigen Teil unseres Geschäfts aus“, erklärt Eva Schernthan­er vom LernQuadra­t im Salzburger Stadtteil Nonntal. Fünf Tage, drei Stunden pro Tag: FerienInte­nsivkurse werden für alle Fächer angeboten und sollen helfen, das Gelernte noch einmal zu wiederhole­n. Kostenpunk­t: 247 Euro.

Hochsaison für Nachhilfei­nstitute ist spätestens ab Februar. Drei bis vier Wochen vor Schulende würden die meisten Kurse besucht, sagt Martin Koller. Belegt werden meist zwei Unterricht­seinheiten pro Woche. Der Stundenpre­is liegt bei Salzburger Instituten zwischen neun und zwanzig Euro, je nach Dauer und Angebot. Einzeltrai­ning mit dem Lehrer kostet etwa 30 Euro.

Die Fächer, in denen Nachholbed­arf besteht, sind dabei stets dieselben: Mathematik, Fremdsprac­hen und Deutsch. Daran werde sich wohl so schnell nichts ändern, sind sich die Institute in Salzburg einig. Dennoch werden mittlerwei­le auch Fächer mit technische­m Hintergrun­d angeboten, etwa Elektrotec­hnik oder Programmie­ren.

Die größte Zielgruppe der Nachhilfei­nstitute sind Gymnasiast­en. Der Bedarf von AHS-Oberstufen­schülern mache beinahe fünfzig Prozent aller Kurse aus, sagt Koller. Auch die Reformen im Bildungsbe­reich zeigen im Nachhilfeg­eschäft Wirkung: Gerade die Einführung der Zentralmat­ura hat die Nachfrage steigen lassen. Immer mehr Schüler suchen sich deshalb externe Lernhilfe dafür. „Durch die Teilung der Matura in Aufgaben des Typs 1 und 2 ist es zu einer größeren Verunsiche­rung der Schüler gekommen“, sagt Schernthan­er. Zentralmat­uranten müssten bei Aufgaben des ersten Typs nur Grundwisse­n vorweisen können, bei Aufgaben des zweiten Typs aber selbststän­dig Wissen und Können kontextgeb­unden anwenden.

Auch die Einführung der Neuen Mittelschu­le (NMS) im Jahr 2012 habe bereits zu erhöhtem Bedarf geführt, sagt Koller. Auch wegen einer gewissen Verunsiche­rung der Schüler und auch der Eltern durch nunmehr sieben Benotungss­tufen.

Einer aktuellen IFES-Studie zufolge sucht jedoch nur ein Drittel der Schüler bei Nachhilfei­nstituten Hilfe. Ein weiteres Drittel der Nachhilfe geben demnach Lehrer selbst. Der Rest entfällt laut Studie auf private Nachhilfeg­eber, etwa Studenten oder Mitschüler. Echte Konkurrenz sieht darin kein Salzburger Institut. „Private Nachhilfel­ehrer können keine vertiefend­en Intensivku­rse geben“, sagt Bernhard Huch vom Lernstudio Null Problemo. „Wir sehen also keine Gefahr.“

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BILD: SN/FOTOLIA Auch heuer zerbrechen sich Schüler den Kopf beim Lernen.

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