Die Profiteure der Schulreform
Fast jeder vierte Schüler in Österreich braucht Nachhilfe beim Lernen. Eltern geben rund 119 Millionen Euro pro Jahr dafür aus. Das liegt auch an der Zentralmatura und der Neuen Mittelschule.
Die Schule ist vorbei. Doch nicht alle Schüler können ungetrübt ihre Ferien genießen, beim einen oder anderen heißt es weiterlernen. Das Millionengeschäft Nachhilfe boomt. Österreichweit bezahlten die Eltern 2015 rund 119 Mill. Euro. Das seien um zehn Millionen Euro mehr als noch im Jahr davor, sagt Martin Koller von der Schülerhilfe Salzburg. Für die Nachhilfeinstitute beginnt im Laufe des Sommers das Geschäft anzulaufen. Das Hauptgeschäft beginnt zwar erst im November. Nichtsdestotrotz benötigen aber viele Schüler bereits vor Beginn des neuen Schuljahres eine Auffrischung in Sachen Mathe & Co. „Intensivkurse im Sommer machen einen wichtigen Teil unseres Geschäfts aus“, erklärt Eva Schernthaner vom LernQuadrat im Salzburger Stadtteil Nonntal. Fünf Tage, drei Stunden pro Tag: FerienIntensivkurse werden für alle Fächer angeboten und sollen helfen, das Gelernte noch einmal zu wiederholen. Kostenpunkt: 247 Euro.
Hochsaison für Nachhilfeinstitute ist spätestens ab Februar. Drei bis vier Wochen vor Schulende würden die meisten Kurse besucht, sagt Martin Koller. Belegt werden meist zwei Unterrichtseinheiten pro Woche. Der Stundenpreis liegt bei Salzburger Instituten zwischen neun und zwanzig Euro, je nach Dauer und Angebot. Einzeltraining mit dem Lehrer kostet etwa 30 Euro.
Die Fächer, in denen Nachholbedarf besteht, sind dabei stets dieselben: Mathematik, Fremdsprachen und Deutsch. Daran werde sich wohl so schnell nichts ändern, sind sich die Institute in Salzburg einig. Dennoch werden mittlerweile auch Fächer mit technischem Hintergrund angeboten, etwa Elektrotechnik oder Programmieren.
Die größte Zielgruppe der Nachhilfeinstitute sind Gymnasiasten. Der Bedarf von AHS-Oberstufenschülern mache beinahe fünfzig Prozent aller Kurse aus, sagt Koller. Auch die Reformen im Bildungsbereich zeigen im Nachhilfegeschäft Wirkung: Gerade die Einführung der Zentralmatura hat die Nachfrage steigen lassen. Immer mehr Schüler suchen sich deshalb externe Lernhilfe dafür. „Durch die Teilung der Matura in Aufgaben des Typs 1 und 2 ist es zu einer größeren Verunsicherung der Schüler gekommen“, sagt Schernthaner. Zentralmaturanten müssten bei Aufgaben des ersten Typs nur Grundwissen vorweisen können, bei Aufgaben des zweiten Typs aber selbstständig Wissen und Können kontextgebunden anwenden.
Auch die Einführung der Neuen Mittelschule (NMS) im Jahr 2012 habe bereits zu erhöhtem Bedarf geführt, sagt Koller. Auch wegen einer gewissen Verunsicherung der Schüler und auch der Eltern durch nunmehr sieben Benotungsstufen.
Einer aktuellen IFES-Studie zufolge sucht jedoch nur ein Drittel der Schüler bei Nachhilfeinstituten Hilfe. Ein weiteres Drittel der Nachhilfe geben demnach Lehrer selbst. Der Rest entfällt laut Studie auf private Nachhilfegeber, etwa Studenten oder Mitschüler. Echte Konkurrenz sieht darin kein Salzburger Institut. „Private Nachhilfelehrer können keine vertiefenden Intensivkurse geben“, sagt Bernhard Huch vom Lernstudio Null Problemo. „Wir sehen also keine Gefahr.“