Zugunglück: Italien sucht Ursache
Blackboxes sollen Hinweise bringen. Bisher wurde nur eine gefunden.
23 Todesopfer und 52 Verletzte: Das ist die offizielle Bilanz des Zugunglücks in Süditalien. Das gaben die Behörden der Region Apulien bekannt, die damit die gemeldete Zahl von 27 Todesopfern korrigierten. Alle Opfer seien Italiener. 24 Menschen seien noch im Spital, acht befinden sich in kritischem Zustand.
Das Begräbnis der Todesopfer sei für Samstagvormittag geplant. In der Stadt Andria, aus der die meisten Opfer stammten, wurde eine dreitägige Trauer ausgerufen. Ein Pool aus fünf Staatsanwälten ermittelt nun die Ursachen des Unglücks.
Zu den Opfern zählen auch die beiden Lokführer sowie ein Bauer, der in seinem Olivenhain entlang der Bahnstrecke die Äste eines Olivenbaums schnitt. Trümmerteile trafen ihn am Kopf.
Bisher wurde nur eine Blackbox gefunden, nach der zweiten wird gesucht. Sie sollen wichtige Informationen über die Ursachen eines der schwersten Unglücke in Italien liefern. Die ganze Nacht lang standen Hunderte Menschen aus der Region Schlange, um Blut für die Verletzten zu spenden.
Bei der Suche nach der Unglücksursache konzentrieren sich die Ermittlungen auch auf den vollkommen veralteten Streckenabschnitt. Der Ausbau der Strecke auf zwei Gleise soll jahrelang verschleppt worden sein, obwohl die Finanzierung bereits stand.
Zudem fehlte auf dem eingleisigen Abschnitt nördlich von Bari ein automatisches Kontrollsystem. Konsumentenschutzverbände klagten, dass die Staatsbahnen in den vergangenen Jahren massiv in das rentable Hochgeschwindigkeitsnetz auf der Nord-Süd-Achse Turin–Mailand–Rom investiert und das regionale Bahnnetz, vor allem im Süden, schwer vernachlässigt hätten.