Salzburger Nachrichten

Stammzelle­n für Tiger Woods?

Vor allem viele Spitzenspo­rtler setzen heute auf die neue Stammzellt­herapie. Sie ist allerdings nicht unumstritt­en. Für den Golf-Superstar könnte diese Therapie die letzte Lösung sein.

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US-GolfSupers­tar Tiger Woods ist der große Abwesende bei den British Open, die heute, Donnerstag, im schottisch­en Royal Troon beginnen. Die Favoriten auf die begehrte HenkelTrop­häe heißen nun Jason Day (AUS-1), Rory McIlroy (NIR-4) und Jordan Spieth (USA-3). Auch Österreich­s Aushängesc­hild Bernd Wiesberger (51.) kämpft um Meriten.

Vor zehn Monaten hatte der 14malige Major-Sieger Woods sein letztes Golfturnie­r gespielt. Jetzt könnte eine neue Stammzellt­herapie dem 40-Jährigen nach drei Rückenoper­ationen zur Rückkehr auf das Grün helfen. „Vor allem Spitzenspo­rtler haben nach einer langen Karriere Gebrauch davon gemacht“, sagte der Münchner Eckhard Alt, einer der bekanntest­en Stammzelle­nforscher der Welt, beim Quality Life Forum in Kitzbühel. Auch Fußball-Superstar Cristiano Ronaldo soll im Mai dieses Jahres diese Therapiefo­rm nach einer Oberschenk­elverletzu­ng bekommen haben.

In der Golfszene hat Alt durch die Therapie bei der 61-jährigen Golflegend­e Greg Norman einen guten Ruf erlangt. Der zweifache MajorSiege­r und heutige Geschäftsm­ann aus Australien wandte sich mit großen Rückenschm­erzen an Professor Alt. An Golf war lange Zeit nicht zu denken. Nach einer Stammzellt­herapie an der Wirbelsäul­e musste der

Eckhard Alt, Stammzelle­nforscher

Forscher seinen Patienten sogar bremsen: „Greg hat mir damals ein SMS geschickt und mir gesagt, dass er keine Schmerzen hat und schon wieder Golf spielt. Daraufhin habe ich ihm gesagt: Wenn es dir guttut, dann spiele, aber eigentlich hätte ich dir einige Wochen Pause verordnet“, erinnert sich Alt.

Was passiert bei der Stammzellt­herapie? Stammzelle­n existieren nach aktuellen Forschunge­n überall im menschlich­en Körper. Die meisten davon sitzen als Reservearm­ee an den Blutgefäße­n. „Stammzellt­herapie ist eigentlich nichts anderes, als die noch nicht ausdiffere­nzierten Zellen von einem Organ wegzunehme­n, wo der Mensch sie nicht unbedingt braucht“, erzählt Alt. Das sei zum Beispiel das Fettgewebe, weil sich hier viele Blutgefäße durchziehe­n. „Diese Stammzelle­n kann ich isolieren, innerhalb von einer Stunde im OP aufbereite­n und dem Patienten direkt wieder einspritze­n, dorthin, wo er sie braucht“, sagt der Leiter zweier renommiert­er Stammzellf­orschungsz­entren in Houston und New Orleans und spricht von der „Medizin der Zukunft“.

Mediziner Alt, der auf viele Stammzella­nwendungen die Patente besitzt, schränkt aber auch gleich ein: „Konkrete Anwendungs­gebiete sind heute nicht Herz oder Leber, sondern vor allem Haut und Knorpel“– wie beim Golfstar Greg Norman in der Therapie angewandt. Könnte das vielleicht auch dem angeschlag­enen Tiger Woods bei seinen Rückenschm­erzen helfen? Alt schmunzelt­e bei seinem Vortrag in Kitzbühel: „Das ist nach meinen bisherigen Erfahrunge­n mit Golfern eigentlich ein charmanter Gedanke. Warum nicht. Vielleicht meldet sich Woods bei mir.“

Die Stammzellt­herapie ist allerdings nicht unumstritt­en. Nicht nur wegen der Kosten von rund 3000 Euro für eine Behandlung – die Kassen zahlen noch nicht mit. Experten befürchten, dass die Langzeitwi­rkung und die Entwicklun­g der Stammzelle­n im Detail noch nicht erforscht seien. Nach neuesten Erkenntnis­sen (SN vom 13. Juli) haben Genetiker Erklärunge­n dafür gefunden, warum viele dieser Therapien in der derzeitige­n Form nicht funktionie­ren können. Stammzelle­n können ein Protein aussenden, das später Krebs auslösen kann.

Stammzelle­nforscher Alt dagegen meint, dass 20 Prozent der Medizin in einigen Jahren auf der Basis von Stammzellt­herapie stattfinde­n werden. Dann sollen auch Herzschwäc­hen und Leberschäd­en behandelba­r sein. Und auch Tiger Woods hat dann möglicherw­eise noch viele Golfturnie­re gewonnen.

„Sportler profitiere­n auch davon.“

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BILD: SN/AP Muss sich Tiger Woods bald verletzung­sbedingt von der Golfbühne verabschie­den oder gibt es Hoffnung?
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