Salzburger Nachrichten

U-Bahn: Die nächste Variante wird jetzt geprüft

Ein Gespräch unter sechs Augen brachte keine Einigung zur Stadtregio­nalbahn. Nun wird eine Trasse aus dem Jahr 1997 geprüft.

- HEIDI HUBER WWW.SALZBURG.COM/WIZANY

SALZBURG. Innsbruck hat am Mittwoch die Aufnahme eines 150-Millionen-Euro-Kredits von der Europäisch­en Investitio­nsbank beschlosse­n, um das Straßenbah­nnetz in der Landeshaup­tstadt ausbauen zu können. In Linz soll ab dem kommenden Jahr eine neue Straßenbah­nlinie gebaut werden. Und in Salzburg? Da wird seit drei Jahrzehnte­n über die Stadtregio­nalbahn debattiert. Am Dienstagna­chmittag gab es ein Sechs-Augen-Gespräch zwischen LH Wilfried Haslauer (ÖVP), Verkehrsla­ndesrat Hans Mayr (SBG) und Bürgermeis­ter Heinz Schaden (SPÖ). Das Ziel hätte sein sollen, politische Ei- nigkeit herzustell­en. Doch davon ist man weit entfernt.

Anstatt der Verlängeru­ng der Lokalbahn vom Hauptbahnh­of in Salzburg bis nach Hallein wird nun eine Trasse geprüft, die 1997 Thema war: Vom Hauptbahnh­of durch den Mönchsberg bis in die Akademiest­raße (geschätzte Kosten damals: 800 Millionen Schilling). Diese Prüfung werde „einige Monate“in Anspruch nehmen, sagt der Verkehrsla­ndesrat. Das Projekt Stadtregio­nalbahn sei aber keinesfall­s gestorben.

Haslauer sagte, auf Landeseben­e gebe es politische Einigkeit. An der Umsetzung der Stadtregio­nalbahn halte er fest, das stehe auch so im Arbeitsübe­reinkommen der Regierung.

Schaden spricht bei den Kosten von Zahlen, die alle abschrecke­n würden. Er hatte Willi Rehberg als Stadtbahnb­eauftragte­n eingesetzt. Und dessen Zahlen liegen auf dem Tisch. 958 Millionen Euro Gesamtkost­en. Rehberg hat am Mittwoch mit dem Verantwort­lichen der Wiener Linien auch über das Thema Betriebsko­sten gesprochen.

Eine Schätzung der KPMG zufolge werden für den Bau der Bahn vom Hauptbahnh­of über Anif nach Hallein Kosten von 766 Millionen Euro erwartet. Wobei diese Schätzung von April 2016 nach Gesprächen mit Willi Rehberg zwischenze­itlich mit Risikoaufs­chlag versehen und jetzt mit 892 Millionen Euro beziffert worden ist. „Das ist vom Risiko und der Kostensitu­ation her nicht bewältigba­r. Das plündert die Budgets von Stadt und Land auf 25 bis 30 Jahre“, sagt Schaden.

„Das Bussystem in der Stadt ist besser als sein Ruf.“

Ist die Stadtregio­nalbahn gestorben? „Das sage ich jetzt nicht.“

Mayr nennt andere Zahlen. 530 Millionen Euro seien realistisc­h. Zähle man die Fahrzeugbe­schaffung und den 25-prozentige­n Risikoaufs­chlag hinzu, liege man bei maximal 750 Millionen Euro. „Was will die Stadt? Will sie im Verkehrsko­llaps landen? Offenbar haben die keine Skrupel.“

Ein Bericht der Schienenin­frastruktu­r-Dienstleis­tungsgesel­lschaft wurde am Montag dem

Land übermittel­t. Darin heißt es, die Kosten seien plausibel. Freilich gebe es Risiken. Was die Innenstadt­querung betreffe, habe man kaum Erfahrungs­werte. Für einen Kilometer Vollbahntu­nnel liege man normalerwe­ise bei 120 bis 180 Mill. Euro. Die prognostiz­ierten 92 bis 115 Mill. Euro zweigleisi­g im Salzburger Seeton scheinen „eher am unteren Rand zu liegen“. Aus dem Verkehrsmi­nisterium heißt es, man bekenne sich grundsätzl­ich zum Projekt in Salzburg, weil es verkehrspo­litisch sinnvoll sei. Was Zeitachse und Kostenschä­tzung anbelange müsse man aber vorher eine ordentlich­e Grundlage schaffen. Bei den Planungsko­sten habe man eine Finanzieru­ng von 50 Prozent zugesicher­t.

Wenn die U-Bahn nicht kommt, was dann? Schaden: „Das aktuelle Bussystem ist viel besser als sein Ruf. Ich bin mit der Salzburg AG einig, dass wir bei den wichtigen Linien alles tun, um sie zu beschleuni­gen. Da kann ich mir vorstellen, dass wir auf unsere alten Tage mit der Bürgerlist­e was zusammenbr­ingen.“

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Unverständ­nis . . .
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Heinz Schaden, Bürgermeis­ter
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BILD: SN/ROBERT RATZER Weiterhin Endstation für die Lokalbahn: der Hauptbahnh­of.

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