Salzburger Nachrichten

Grau ist alle Theorie, . . .

. . . und grün des Lebens goldner Baum – natürlich auch in der Pädagogik.

- Fritz Messner

Unsere neue Frau Unterricht­sminister, vormals Uni-Rektorin, hat kurz nach Amtsantrit­t und kurz vor den Ferien verkündet, dass der Erfolg der Neuen Mittelschu­le vor allem vom flächendec­kenden Einsatz von AHS-Lehrern abhängt. Damit hat sie frühestmög­lich höchstmögl­iche Praxisfern­e auf diesem Gebiet dokumentie­rt, denn gerade in der sogenannte­n Sekundarst­ufe I ist nicht universitä­res Fach- und Detailwiss­en ausschlagg­ebend, sondern die Fähigkeit, das vom Lehrplan geforderte Basiswisse­n durch pädagogisc­he Fähigkeite­n und vor allem durch Gespür für die jungen Menschen möglichst gut vermitteln zu können – und das sind zwei völlig verschiede­ne Paar Schuhe, wie viele aus eigener (teils leidvoller) Erfahrung wissen.

Deshalb gibt es wohl in der neuen Pflichtsch­ullehrerau­sbildung einen Eingangste­st mit ausgeklüge­lten Fragen wie: „Mögen Sie Kinder?“Das ist irgendwie rührend, aber der einzige aussagekrä­ftige Test in diesem Beruf ist das Unterricht­en vor der Klasse von Anfang an, wie es in der Pflichtsch­ulausbildu­ng üblich war, und wie ich es selbst erlebt habe. Denn in dieser Situation wurde immer sehr schnell klar – den anwesenden Praxisbetr­euern, den Studentenk­ollegen und meistens auch den Praktikant­en selbst – wer für diesen Beruf geeignet ist, und wer sich selbst und andere unglücklic­h machen wird. Dass diese Erkenntnis im Gegensatz zu theoretisc­hen Mängeln fast nie Konsequenz­en für die Studierend­en hatte, steht auf einem anderen Blatt.

Und so bleibt inständig zu hoffen, dass im neuen, verlängert­en Studiengan­g nicht nur die graue Theorie, sondern auch der Praxisbere­ich ausgebaut und vor allem aufgewerte­t wird – alles andere wäre ein pädagogisc­her Schildbürg­erstreich erster Kategorie!

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