Grau ist alle Theorie, . . .
. . . und grün des Lebens goldner Baum – natürlich auch in der Pädagogik.
Unsere neue Frau Unterrichtsminister, vormals Uni-Rektorin, hat kurz nach Amtsantritt und kurz vor den Ferien verkündet, dass der Erfolg der Neuen Mittelschule vor allem vom flächendeckenden Einsatz von AHS-Lehrern abhängt. Damit hat sie frühestmöglich höchstmögliche Praxisferne auf diesem Gebiet dokumentiert, denn gerade in der sogenannten Sekundarstufe I ist nicht universitäres Fach- und Detailwissen ausschlaggebend, sondern die Fähigkeit, das vom Lehrplan geforderte Basiswissen durch pädagogische Fähigkeiten und vor allem durch Gespür für die jungen Menschen möglichst gut vermitteln zu können – und das sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe, wie viele aus eigener (teils leidvoller) Erfahrung wissen.
Deshalb gibt es wohl in der neuen Pflichtschullehrerausbildung einen Eingangstest mit ausgeklügelten Fragen wie: „Mögen Sie Kinder?“Das ist irgendwie rührend, aber der einzige aussagekräftige Test in diesem Beruf ist das Unterrichten vor der Klasse von Anfang an, wie es in der Pflichtschulausbildung üblich war, und wie ich es selbst erlebt habe. Denn in dieser Situation wurde immer sehr schnell klar – den anwesenden Praxisbetreuern, den Studentenkollegen und meistens auch den Praktikanten selbst – wer für diesen Beruf geeignet ist, und wer sich selbst und andere unglücklich machen wird. Dass diese Erkenntnis im Gegensatz zu theoretischen Mängeln fast nie Konsequenzen für die Studierenden hatte, steht auf einem anderen Blatt.
Und so bleibt inständig zu hoffen, dass im neuen, verlängerten Studiengang nicht nur die graue Theorie, sondern auch der Praxisbereich ausgebaut und vor allem aufgewertet wird – alles andere wäre ein pädagogischer Schildbürgerstreich erster Kategorie!