Das Ergebnis verdeckt viele Schwächen
Nach dem mühevollen 1:0 gegen FK Liepaja in der Qualifikation zur Champions League herrschte bei Fußballmeister Red Bull Salzburg mehr Erleichterung als großer Jubel.
SALZBURG. Begeistern konnte Red Bull Salzburg im ersten Pflichtspiel der Saison nicht. Beim 1:0 im Hinspiel der 2. Runde der Qualifikation zur Champions League gegen den lettischen Meister Liepaja versuchte zwar nur die Truppe von Trainer Óscar García, der nach dem Spiel seinen bereits verlängerten Vertrag bis 2018 auch unterschrieb, Fußball zu spielen, aber es blieb meist beim Versuch.
Wollen die Bullen im neunten Anlauf die Gruppenphase der Königsklasse erreichen, dann wird sich das Team noch gewaltig steigern müssen. Dem Rückspiel am kommenden Dienstag kann der Meister aber dennoch gelassen entgegensehen. In Lettland werden Jonatan Soriano und Co. sicher mehr Räume für ihre Angriffe erhalten und Liepaja ist, bei allem Respekt, eine Mannschaft, die von Red Bull Salzburg eliminiert werden muss. Welche Erkenntnisse brachte der mühevolle Saisonstart? Erfahrung: Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren setzte Óscar García wieder mehr auf Routine. Obwohl mit Konrad Laimer, Bernardo , Valentino Lazaro und Diadie Samassekou einige Youngsters im Team standen, betrug das Durchschnittsalter der Startelf fast 26 Jahre. Für die bevorstehenden schwierigen internationalen Aufgaben ist diese Routine sicher kein Nachteil. Torjäger: Auf Jonatan Soriano kann sich Red Bull verlassen. Zwar vergab der Spanier zwei gute Möglichkeiten, aber im entscheidenden Mo-
ment schlug der Kapitän wieder zu. Auch das Zusammenspiel mit Munas Dabbur klappte schon öfter ordentlich. Bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass es sich um das erste Saisonspiel handelte.
Abwehrchef: Martin Hinteregger spielte nach seiner Rückkehr so, als wäre er nie weg gewesen. Unaufgeregt und sicher im Aufbauspiel zeigte der Nationalspieler, dass er wieder der Chef in der Bullen-Abwehr ist. „Martin hatte keine körperlichen Verluste, und ich war überzeugt davon, dass er gegen diesen Gegner eine gute Figur machen wird“, erklärte Óscar García. Joker: Richtig gefährlich wurden die Bullen mit der Einwechslung von Yordy Reyna. Der Peruaner
spielte seine Schnelligkeit aus und bereitete auch das 1:0 vor. Reyna könnte zum Topjoker werden.
Flügelspieler: Trainer Óscar García hatte vor Saisonbeginn schnelle Spieler für die Außenbahnen gefordert. Diese suchte man gegen Liepaja noch vergeblich. Dabbur ist mehr Mittelstürmer als Flügelflitzer, Neuzugang Fredrik Gulbrandsen saß neunzig Minuten auf der Ersatzbank. „Ich wollte gute Flügelspieler haben, um solche defensiven Mannschaften zu überspielen“, erklärte Óscar García, der weiter betonte: „Ich habe einen Flügelspieler bekommen, und das ist Wanderson.“Der Brasilianer mit belgischem Pass ist mangels Freigabe aber noch nicht spielberechtigt. Durchaus möglich, dass die Salzburger
noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden.
Kreativität: Nach einer starken Startphase fiel der Meister immer mehr zurück. Es fehlte ein Spieler, der mit Tempo aus dem Mittelfeld den Weg in den Strafraum suchte. Der zu RB Leipzig abgewanderte Antreiber Naby Keïta hat offensichtlich eine Lücke hinterlassen, die noch nicht geschlossen werden konnte. Marc Rzatkowski, offensichtlich noch nicht bereit für die Startelf, kam nicht zum Einsatz. „Letztendlich zählt der Sieg“, betonte Sportdirektor Christoph Freund. „Wir sind überzeugt, dass wir auswärts treffen.“Mit dieser Einschätzung liegt der Sportdirektor trotz aller Schwächen richtig.