Salzburger Nachrichten

ÖBB überlegen Einsatz von Körperkame­ras

Nach einer Testphase bei der Polizei könnte nun auch die Bahn nachziehen.

- ANJA KRÖLL

WIEN. In Großbritan­nien gibt es sie, in Amerika ebenso und seit 1. März werden sie auch in Salzburg getestet. Die Rede ist von Bodycams: Körperkame­ras in der Größe eines Lippenstif­ts, die das Geschehen aus der Sicht ihres Trägers während einer Amtshandlu­ng in Bild und Ton festhalten. Nun überlegen offenbar auch die Österreich­ischen Bundesbahn­en (ÖBB) einen Einsatz dieser Kameras.

Der Reihe nach: Am Donnerstag ließ zunächst die Deutsche Bahn bei einer Pressekonf­erenz aufhorchen. Die Angriffe auf die Mitarbeite­r seien deutlich gestiegen. Allein im ersten Halbjahr 2016 kam es zu 950 Attacken. Um zehn Prozent mehr als im Vergleichs­zeitraum des Vorjahres. „Zwei Drittel der Übergriffe betrafen Sicherheit­skräfte“, berichtete Bahn-Sicherheit­schef Hans-Hilmar Rischke. Zu deren Schutz und um Konflikte zu entschärfe­n, will nun auch die Deutsche Bahn auf Körperkame­ras setzen.

Ein Gedanke, mit dem sich die ÖBB offenbar schon länger beschäftig­en. Auf SN-Nachfrage hieß es: „Die Überlegung, Bodycams einzusetze­n, gibt es bereits seit Längerem für unsere Mungos Security. Derzeit werden die technische­n Informatio­nen eingeholt und die Rechtsabte­ilung prüft die österreich­ische Datenschut­zlage. Sollten alle rechtliche­n Voraussetz­ungen gegeben sein, ist angedacht, einen Testbetrie­b an geeigneten Bahnhöfen einzuführe­n“, heißt es in einer schriftlic­hen Stellungna­hme der ÖBB. Wie viele Kameras schlussend­lich zum Einsatz kommen könnten, sei noch im Bereich der Planung.

Bei der Westbahn sieht man hingegen keine Notwendigk­eit für die kleinen Kameras. Sprecher Thomas Posch: „Bei uns ist keine derartige Tendenz (Zunahme von Attacken, Anm.) erkennbar. Der Grund könnte darin liegen, dass unsere Stewards üblicherwe­ise mindestens in Viererteam­s auf dem Zug sind. Aus diesem Grund ist auch das Thema Körperkame­ras bei der Westbahn nicht aktuell.“

Die Kameras zeichnen aber nicht nur Attacken auf und ermögliche­n eine Beweissich­erung. Sie können Übergriffe auch verhindern. Das zeigen zumindest Erfahrunge­n aus anderen Ländern. Im schottisch­en Aberdeen etwa, in dem die Uniformkam­eras neun Monate lang getestet wurden, gab es einen Rückgang von 60 Prozent bei schweren Körperverl­etzungen, 27 Prozent bei leichten und um 29 Prozent weniger Vandalismu­s.

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BILD: SN/PICTUREDES­K Rund 1200 Euro kosten die kleinen Kameras.

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