Salzburger Nachrichten

Keine Casinos für Novomatic

Das Höchstgeri­cht kippt die ersten Glücksspie­llizenzen, die nicht an die Casinos Austria gingen. Über die geplante Übernahme durch den Rivalen Novomatic entscheide­n die Behörden erst.

- hwk

Zufall oder nicht, der Zeitpunkt war ideal. Mitten in eine Pressekonf­erenz der Casinos Austria platzte am Freitagvor­mittag die Nachricht, der Verwaltung­sgerichtsh­of (VwGH) habe die Vergabe von zwei der drei im Juni 2014 vergebenen Casino-Konzession­en gekippt. Der VwGH bestätigt damit als Höchstgeri­cht eine Entscheidu­ng des Bundesverw­altungsger­ichts (BVwG). Gegen den VwGH-Spruch ist keine Berufung mehr möglich.

Dabei geht es um die erstmals vergebenen Lizenzen für die Standorte „Wien Nord-Ost“(Prater) und „Niederöste­rreich 2“(Bruck/Leitha), bei denen ursprüngli­ch Casinos-Mitbewerbe­r Novomatic zum Zug gekommen war. Noch keine Entscheidu­ng gibt es in Sachen einer zeitgleich vergebenen dritten Casino-Konzession („Wien SüdWest“im Palais Schwarzenb­erg). Hier hat ein Konsortium um die Schweizer Stadtcasin­o Baden und die deutsche Gauselmann-Gruppe den Zuschlag erhalten.

Die Casinos Austria – die schon traditione­ll die angestammt­en zwölf Konzession­en im Land betreiben – hatten 2014 gegen die Erteilung der neuen Lizenzen an die Mitbewerbe­r berufen. Mit dem jetzt veröffentl­ichten VwGH-Spruch war ihr Einspruch letztlich erfolgreic­h. Das Gericht sah die „Grundsätze der Nichtdiskr­iminierung und Transparen­z“durch das Finanzmini­sterium als vergebende Stelle als verletzt an. Das Ministeriu­m habe es nämlich verabsäumt, für den Zuschlag relevante Kriterien und deren Gewichtung zu veröffentl­ichen.

Entspreche­nd zufrieden zeigt sich Casinos-Generaldir­ektor Karl Stoss mit dem VwGH-Spruch. „Wir akzeptiere­n das sehr gerne“, sagte er in einer ersten Reaktion am Freitag. Jetzt sei das Finanzmini­sterium am Zug. Das hat grundsätzl­ich zwei Optionen: Neu ausschreib­en oder aber die Erweiterun­g von zwölf auf 15 Lizenzen österreich­weit zurückzieh­en. Aus dem Ministeriu­m hieß es dazu auf Anfrage, man werde den Spruch erst „im Detail und in Ruhe analysiere­n“. Für die Frage, ob neu ausgeschri­eben wird oder nicht, gebe es keinen Zeitdruck.

Für eine allfällige Neuvergabe sieht sich Stoss bereit, „wir stehen Gewehr bei Fuß“. Und er sei überzeugt, „dass wir mithalten können mit jedem weiteren Angebot“. Sonst hält sich Stoss mit neuen Projekten zurück – „mit Rücksicht auf potenziell­e neue Eigentümer“, wie er sagt. Die Novomatic will ja zusammen mit einer tschechisc­hen Gruppe die Mehrheit an den Casinos übernehmen. Novomatic hält aktuell rund 40 Prozent, die Tschechen elf Prozent. Jetzt müssen diverse Aufsichten – und letztlich die Bundeswett­bewerbsbeh­örde BWB – entscheide­n, ob, und allenfalls mit welchen Auflagen, es grünes Licht für den Zusammensc­hluss gibt. Mit einer Entscheidu­ng rechnet Stoss frühestens 2017.

Im ersten Halbjahr erzielten die Casinos ein Plus in allen Bereichen, besonders im Online-Geschäft. In den zwölf Casinos in Österreich sorgten insbesonde­re ausländisc­he Gäste für ein Umsatzplus von acht Prozent auf 155,8 Mill. Euro.

„Wir stehen Gewehr bei Fuß.“Karl Stoss, Casinos-Austria-Chef

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