Salzburger Nachrichten

Mit dem Bähnli ganz nach oben

Aussichtsr­eich. Ein Schweiz-Urlaub ist kein Schnäppche­n. Dafür entschädig­t der Ausblick von einigen der schönsten Plätze der Alpen. Zwischen Schwyz und Luzern gibt es dazu noch reichlich Kultur und Geschichte.

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Das muss man den Schweizern lassen: Sie haben es schon immer verstanden, Gleise auf den steilsten Hängen zu verlegen und Tunnel durch die mächtigste­n Felsen zu sprengen, um die Leute in einem „Bähnli“bis hoch hinauf zu den Bergspitze­n bringen zu können. In mancher Zuggarnitu­r fühlt man sich noch heute in eine andere Zeit versetzt – etwa in der Stoosbahn im Kanton Schwyz. Gemächlich ruckelt die mehr als 80 Jahre alte Standseilb­ahn hinauf nach Stoos, dem 150-Einwohner-Dorf auf dem malerische­n Hochplatea­u, 1300 Meter hoch gelegen. In der Bergstatio­n angelangt, fällt der Blick zuerst hinunter auf den Vierwaldst­ätter See, dann hinauf auf die Berggipfel, den Fronalpsto­ck und den Klingensto­ck, die durch einen Gratwander­weg miteinande­r verbunden sind. Die Bahn aus den 1930er-Jahren ist angesichts ihres Alters eine Attraktion für sich. Allerdings: Lange fährt sie nicht mehr. Ende nächsten Jahres soll die neue Bahn fertig sein. Und weil die Schweizer, wenn es um den Verkehr geht, darauf Wert legen, Rekordhalt­er genannt zu werden, betonen sie, dass die neue Standseilb­ahn auf den Stoos die steilste der Welt sein wird. Diese wird die Passagiere in wenigen Minuten vom Tal auf das Hochplatea­u bringen – und zwar in zylinderfö­rmigen Abteilen, die aussehen wie überdimens­ionale Weinfässer.

Von Stoos ist es nicht weit nach Alpnachsta­d auf der anderen Seite des Vierwaldst­ätter Sees. Von hier fährt, wie es heißt, die steilste Zahnradbah­n der Welt hinauf auf den 2100 Meter hohen Pilatus. Die 1889 eröffnete Bahnstreck­e führt vorbei an spektakulä­ren Felsformat­ionen, während der Blick der Besucher hinausschw­eift auf schneebede­ckte Berggipfel. Wer genau schaut, sieht da und dort in der Ferne ein Murmeltier herumlaufe­n.

Auf der Aussichtsp­lattform gibt es ein wenig Folklore – ein Alphornblä­ser in Tracht begrüßt die Tausenden Touristen. Von hier hat man eine prächtige Aussicht auf das Luzerner Seebecken, auf Jungfrau und Eigernordw­and.

Wem es nichts ausmacht, für die Nacht im Doppelzimm­er pro Person umgerechne­t zirka 200 Euro oder noch deutlich mehr hinzublätt­ern, kann im Berghotel PilatusKul­m nächtigen und die Aussicht am Abend genießen. Alle anderen fahren auf der anderen Seite wieder mit der „Luftseilba­hn Dragon Ride“hinunter und sind nach ein paar Fahrminute­n im Bus im Zentrum von Luzern, dem kulturelle­n Mittelpunk­t der Zentralsch­weiz.

Für Freunde von Bergbahnen und für Bahnreisen­de allgemein ist die Schweiz ein Paradies. Die Züge fahren in kurzen Abständen – und sie sind pünktlich. Ein Schnäppche­n ist die Schweiz freilich nicht, vor allem nicht mehr seit der Franken-Aufwertung im Vorjahr. Ein halber Liter Wasser in der Plastikfla­sche kostet beim Kiosk schon einmal umgerechne­t vier Euro, das gefüllte Jausenweck­erl beim Greißler sechs Euro.

Wer in der Region rund um Luzern urlaubt, wird immerhin nicht nur mit Berggipfel­n, sondern auch mit einem reichen Kulturange­bot entschädig­t. Vor allem Asiaten kommen in steigender Zahl, um sich in Luzern mit original Schweizer Uhren einzudecke­n. Und natürlich muss jeder einmal das Löwendenkm­al gesehen haben: Der in Stein eingehauen­e, sterbende König der Tiere, der sein trauriges Haupt auf die rechte Pranke legt, erinnert an die Schweizerg­arden, die beim Tuileriens­turm 1792 in Paris fielen.

Vom Löwendenkm­al ist es nur ein kurzer Spaziergan­g zum Hafen, wo man an schönen Tagen auf ein Schiff steigt und die Aussicht vom See aus genießt.

Die Region um Luzern ist historisch­es Kernland der Schweiz. In Schwyz etwa lohnt sich ein Besuch im Bundesbrie­fmuseum, wo die Mythen rund um die Nationwerd­ung des Landes anschaulic­h erläutert werden. Da erfährt der Besucher, dass Wilhelm Tell nicht mehr war als eine literarisc­he Figur und der Rütlischwu­r nie so stattgefun­den hat, wie es die Legende will. Auch der Bundesbrie­f von 1291, ab dem 19. Jahrhunder­t für lange Zeit als Gründungsd­okument der Schweiz und damit als nationales Heiligtum verehrt, war lediglich eine Art Friedensbü­ndnis zwischen Uri, Schwyz und Nidwalden. Die berüchtigt­en Schweizer Söldner dagegen gab es tatsächlic­h – sie kannte man in ganz Europa. Söldner-Vermittler machten ab dem ausgehende­n Mittelalte­r gute Geschäfte. Von ihrem Wohlstand zeugen noch heute die prächtigen Herrenhäus­er in Schwyz.

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BILDER: SN/HÖD Grandioser Ausblick von der Bergstatio­n des Pilatus auf den Vierwaldst­ätter See.
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Luzern, die kulturelle Metropole der Zentralsch­weiz.
 ??  ?? Bergauf mit der Pilatusbah­n.
Bergauf mit der Pilatusbah­n.

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