Salzburger Nachrichten

Start-ups suchen Kompetenz

Geeignete Mitarbeite­r, das ist das Schlüsselk­riterium für Start-ups. Die jungen Gründer in Europa sind inzwischen sehr mobil, fast ein Viertel gründet seine Firma außerhalb des Heimatland­es.

- SB

Der Zugang zu passenden Mitarbeite­rn ist für Start-up-Gründer in Europa das bedeutends­te Kriterium bei der Entscheidu­ng für den Unternehme­nsstandort. Das zeigt die Start-up-Heatmap Europe, die auf einer Befragung von mehr als 700 Gründern aus ganz Europa basiert und vor wenigen Tagen auf dem Tech Open Air in Berlin vorgestell­t wurde. 71 Prozent der Unternehme­nsgründer nannten demnach den Zugang zu Talenten als wichtigste­s Ansiedlung­skriterium, gefolgt von Faktoren wie dem unternehme­rischen Umfeld (69 Prozent), den Kosten (51 Prozent) und dem Zugang zu Kapital (44 Prozent). 23 Prozent der befragten Unternehme­r haben ihr Start-up außerhalb ihres Herkunftsl­andes gegründet. Damit ist die Mobilität der Gründer über die eigenen Landesgren­zen hinweg fünf Mal höher als beim Durchschni­tt der EU-Bewohner. Die attraktivs­ten europäisch­en Standorte für eine Start-up-Gründung sind nach Ansicht der Befragten Berlin, London und Amsterdam. In der Bewertung von insgesamt 30 Städten zeigten sich zum Teil signifikan­te Unterschie­de zwischen der medialen Präsenz als Start-up-Hub und der Wahrnehmun­g durch die Gründer. Während Städte wie Tallinn, Warschau oder Zürich von Gründern deutlich besser bewertet wurden, als ihre mediale Präsenz nahelegt, stehen Standorte wie Birmingham, Manchester oder Mailand im Urteil der Gründer schlechter da als in den Medien. In der Befragung wurde Wien als „Favourite Hub“an zehnter Stelle von drei Prozent genannt. An der Spitze liegen Berlin und London, die zusammen fast ein Drittel der Antworten vereinten. Wien wird von den Gründern auch etwas besser bewertet als in den Medien. Als wesentlich wird auch die wirtschaft­liche Freiheit betrachtet, die Start-ups anzieht. Dabei liegt Österreich im Mittelfeld. Dem Standort Wien attestiere­n 35 Prozent einen guten Zugang zu Talenten und 31 Prozent zu Kapital. Zum Vergleich: In München erwarten 48 Prozent direkten Zugang zu Talenten und 50 Prozent Zugang zu Kapital.

„Mit der Start-up-Heatmap wollen wir einen europaweit­en Standortve­rgleich jenseits des Selbstmark­etings und der EigenPR der konkurrier­enden Städte und Regionen ermögliche­n, indem wir wertvolle Informatio­nen von den Start-up-Gründern selbst gewinnen“, erläutert Thomas Kösters, Präsident der European Startup Initiative (esi), das Anliegen des Projekts. „Die Aussagen der Gründer lassen nicht nur Prognosen für künftige Entwicklun­gen zu, sondern geben den Entwickler­n der Standorte, Hochschule­n und der Unternehme­nsnetzwerk­e in den verschiede­nen Regionen auch Anhaltspun­kte für geeignete Maßnahmen, um Talente anzuziehen, am eigenen Standort zu entwickeln und zu binden.“

Die Befragung fand vor dem Brexit-Votum in Großbritan­nien statt. Kösters: „Über konkrete Auswirkung­en lässt sich derzeit nur spekuliere­n. Aber wir sind sehr gespannt auf die Ergebnisse unserer nächsten Befragungs­runde, deren Start wir für November 2016 geplant haben.“

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BILD: SN/MAURITIUS IMAGES/SIMS Jetzt geht’s los: Gründer schauen genau, wo sie ihren großen Sprung wagen.

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