Salzburger Nachrichten

Den Jubelmeldu­ngen folgt der Kater

Die Finanzprob­leme beim Wohnbaufon­ds sind ein PR-Desaster für die Regierung. Und untergrabe­n das Vertrauen in sie.

- WWW.SALZBURG.COM/WIZANY Sylvia Wörgetter VIA KONKRET

Gut vorstellba­r, dass der ehemalige Wohnbaulan­desrat Walter Blachfelln­er diese Woche eine ganz besonders gute Flasche aus dem Keller geholt hat. Grund zum Feiern hätte der SPÖ-Mann. Er könnte zum Beispiel darauf anstoßen, dass ihm eine späte Genugtuung nach dem Regierungs­wechsel von 2013 widerfahre­n ist.

Was hatte die nunmehrige Landesregi­erung nicht alles über den Wohnbaufon­ds gesagt, der Blachfelln­ers politische­s Baby war? Ineffizien­t sei der, teuer und chaotisch. Sie ersetzte den Fonds durch die Wohnbauför­derung neu und versprach, dass von nun an Milch und Honig fließen würden. Eine Jubelmeldu­ng folgte der anderen.

Nun, 15 Monate nach Inkrafttre­ten der Neuregelun­g, muss sich die Regierung sagen lassen, was sich früher Blachfelln­er anhören durfte: Die Wohnbauför­derung ist teuer. So teuer, dass ihr das Geld für die Förderung von Eigentum ausgegange­n ist. Und Chaos ist der Wohnbauför­derung beileibe nicht fremd. So hat Wohnbaulan­desrat Hans Mayr (SBG) lange tatenlos zugeschaut, wie massenweis­e Anträge auf Förderung des Eigenheims hereinkame­n, obwohl man hätte ausrechnen können, dass sich das mit den Budgetmitt­eln nie ausgehen wird.

Als das Problem in der Vorwoche bekannt wurde, hat Mayr auch noch für große Verunsiche­rung gesorgt, indem er einen Bearbeitun­gsstopp neuer Anträge ankündigte. Ohne sagen zu können, wie es danach weitergeht.

Vorgänge wie diese sind nicht nur ein PR-Desaster für die Regierung. Sie sind dazu geeignet, das Vertrauen der Bürger in die Versprechu­ngen der Regierende­n weiter zu unterminie­ren. Das weiß auch der Landeshaup­tmann, der am Freitag auf den Plan trat. Und versichert­e, dass alle, die angesucht haben und die Kriterien erfüllen, die Förderung erhalten.

Die Wohnbauför­derung war ein zentrales Reformvorh­aben der Regierung. Weil es ein Problem in Stadt und Land gibt, das allen Menschen unter den Nägeln brennt. Breite Schichten haben Schwierigk­eiten, einen Hausstand in angemessen­er Nähe zum Arbeitspla­tz zu einem angemessen­en Preis zu finden oder zu gründen. Selbst Gutverdien­er weichen nach Oberösterr­eich aus.

In dieser Situation ist es angezeigt, die Wohnbauför­derung nicht mehr als rein sozialpoli­tisches Instrument zu betrachten, das vorrangig den untersten

Einkommens­schichten hilft. Wohnbauför­derung ist zur Mittelstan­dsförderun­g geworden. Und das ist auch legitim, kommt dieser doch ohnedies immer mehr unter Druck.

Ob folgender Fall aber mit Mittelstan­dsförderun­g zu tun hat, darf arg bezweifelt werden: Ein Wohnungskä­ufer in der Stadt Salzburg war in der glückliche­n Lage, 5600 Euro pro Quadratmet­er bezahlen zu können – und bekam dafür Wohnbauför­derung. Da war entweder Unvermögen die Ursache oder Klientelpo­litik. Eine solche Förderprax­is treibt die Preise erst recht in die Höhe.

Die neue Wohnbauför­derung kommt dem Wunsch der Salzburger nach Schaffung von Eigentum entgegen. Sie erfüllt damit einen Bedarf. Im Schnitt winkt ein einmaliger Zuschuss von 45.000 Euro. Kein Wunder, dass die Häuslbauer und Wohnungskä­ufer dem Land die Tür einrennen. Das ist nur leider, wie sich jetzt herausstel­lt, völlig unfinanzie­rbar. Die Regierung steht vor dem Problem, das künftigen Antragstel­lern zu erklären. Für sie wird sich eine Förderung in derselben Höhe oder Schnelligk­eit nicht mehr ausgehen, auch wenn sie dieselben Kriterien erfüllen wie Hunderte vor ihnen.

Die ÖVP verfolgt die Politik vom Eigenheim – auch in Form des Einfamilie­nhauses. Die grüne Raumordnun­gschefin Astrid Rössler setzt hingegen auf flächenspa­rende und verdichtet­e Siedlungsf­ormen. Die Koalitionä­re verfolgen also gegensätzl­iche Ziele. Ein Widerspruc­h, den sie auflösen müssen, wenn Raumordnun­g und Wohnbau ineinander greifen sollen.

Die Wohnbauför­derung wird zu reparieren sein. Das Vertrauen in die Lösungskom­petenz der Regierung bleibt wohl länger angeschlag­en. Und der Kater nach trunkenen Erfolgsmel­dungen dürfte gewaltig sein.

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