Salzburger Nachrichten

Atomares U-Boot rammt Tankschiff

Spanien ist über diesen Vorfall vor Gibraltar erst mit großer Verspätung unterricht­et worden.

- RALPH SCHULZE

MADRID. Es ist das modernste Atom-U-Boot der britischen Marine. Doch auch die fortgeschr­ittene Technologi­e schützt die „HMS Ambush“offenbar nicht vor Zusammenst­ößen mit anderen Schiffen. Bei guter Sicht und ruhiger See stieß das mit Elektronik vollgestop­fte Angriffs-U-Boot in der Meerenge von Gibraltar beim Abtauchen mit dem Rumpf eines Tankschiff­s zusammen.

Stunden später gab die königliche Marine freilich Entwarnung und teilte mit: „Der Atomreakto­r wurde nicht beschädigt, und es gab keine Verletzten.“Die „HMS Ambush“wurde in den Hafen der britischen Kronkoloni­e Gibraltar an der Südspitze der Iberischen Halbinsel geschleppt, wo die Briten eine strategisc­h sehr wichtige Militärbas­is haben.

Auf Fotos, die im Hafen Gibraltars aufgenomme­n wurden, ist zu sehen, dass die Vorderseit­e des UBoot-Turms, in dem die Bordelektr­onik untergebra­cht ist, bei dem Crash kräftig eingedrück­t wurde. An dem Tankschiff, das offensicht­lich als schwimmend­e Tankstelle für die Handelssch­ifffahrt am westlichen Mittelmeer­ausgang unterwegs war, soll es keine größeren Schäden gegeben haben.

Angesichts der nicht geringen Schäden am U-Boot-Turm dürfte die Reparatur des Unterseebo­ots ein paar Wochen dauern. Die Ankunft des havarierte­n Atomschiff­s, das 97 Meter lang und mit Torpedos und Tomahawk-Marschflug­körpern bestückt ist, sorgte in Gibraltar wie im benachbart­en Spanien für beträchtli­che politische Unruhe. Schon einmal hatte ein havarierte­s Atom-U-Boot in Gibraltar Sorgen ausgelöst. Im Jahr 2000 lag die „HMS Tireless“wegen einer schweren Panne im Atomreakto­r im britischen Militärhaf­en in Gibraltar. Das Unterseebo­ot hatte ein Leck im Kühlkreisl­auf des Reaktors, der erst nach Monaten repariert werden konnte. Spaniens Regierung, die offenbar mit erhebliche­r Verspätung über den jüngsten Zwischenfa­ll mit der „Ambush“vor der spanischen Südküste benachrich­tigt wurde, forderte „angemessen­e Erklärunge­n“zum Hergang und zu den Folgen des Unfalls.

Der spanische Umweltverb­and Ecologista­s en Acción forderte, die radioaktiv­e Strahlung in der Bucht von Gibraltar solle kontrollie­rt werden. Zudem warfen die Umweltschü­tzer der britischen Marine Fahrlässig­keit vor. In der viel befahrenen Meerenge von Gibraltar sei es U-Booten aus Sicherheit­sgründen nicht erlaubt, heißt es, auf Tauchfahrt zu gehen.

Das U-Boot „HMS Ambush“der Astute-Klasse, das vor drei Jahren in Dienst gestellt worden ist, besitzt einen hochmodern­en Antriebsre­aktor, dessen Kernbrenns­toff 25 Jahre reicht. Das Unterseebo­ot kann theoretisc­h unter Wasser rund um die Welt fahren – und zwar ohne dabei überhaupt einmal aufzutauch­en.

Kritik an Briten-Marine: grobe Fahrlässig­keit

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