Salzburger Nachrichten

Ein Wahlverspr­echen verfolgt Kärntens Landeschef

Weitere Ermittlung­en in der „Top Team“-Affäre: Wann wird entschiede­n, ob Peter Kaiser vor Gericht muss?

- Zim

KLAGENFURT. In einer anderen heiklen Polit-Affäre heißt es unterdesse­n weiter warten: in der Causa „Top Team“, in deren Zentrum der Kärntner Landeshaup­tmann Peter Kaiser (SPÖ) steht. Der Weisungsra­t hat vorige Woche auch diesen Fall behandelt. Am Donnerstag hat die Oberstaats­anwaltscha­ft Wien mitgeteilt, dass „weitere Ermittlung­en“angeordnet wurden. Der Weisungsra­t des Justizmini­steriums, der den Fall in der Vorwoche behandelt hat, sah offenbar noch Lücken im Akt.

Die Entscheidu­ng über eine Anklage von Kaiser ist damit aufgeschob­en. An diese hat Kaiser sein politische­s Schicksal geknüpft: Wird er angeklagt, will er zurücktret­en. Kaiser, Landtagspr­äsident Reinhart Rohr, LH-Stv. Gaby Schaunig und der ehemalige Landesrat Wolfgang Schantl (alle SPÖ) waren im Juli 2012 von der Kärntner Landesregi­erung unter dem freiheitli­chen Regierungs­chef Gerhard Dörfler angezeigt worden. Die vom jetzigen FPÖ-Klubobmann Christian Leyroutz verfasste Anzeige warf den vier Politikern Untreue vor. Sie hätten als Regierungs­mitglieder 2008 und 2009 Aufträge im Volumen von 390.000 Euro an die SPÖeigene Werbeagent­ur „Top Team“vergeben. Dabei hätten sie nicht zum Nutzen des Landes gehandelt. Konkurrenz­angebote seien nicht eingeholt worden. Außerdem seien die in den Rechnungen genannten Leistungen laut Anzeige „kaum nachvollzi­ehbar überprüfba­r“. Teils hätten die Angezeigte­n auch Parteiwerb­ung auf Landeskost­en betrieben. Insgesamt sei dem Land ein Schaden von zumindest 200.000 Euro entstanden.

Für die SPÖ sind die Vorwürfe haltlos und rein „politisch motiviert“, wie es heißt. Dass Peter Kaiser schon im Fall einer rechtskräf­tigen Anklage zurücktret­en will (also nicht erst im Fall einer Verurteilu­ng), hatte er im letzten Kärntner Wahlkampf angekündig­t. Ein Verspreche­n, das ihn seither verfolgt.

Sein Anwalt Meinhard Novak geht naturgemäß nicht davon aus, dass es zu der Anklage kommt. Sollte es dennoch irgendwann grünes Licht für die Anklage geben, will er auf Verzögerun­gstaktik setzen und gegen die Anklage berufen.

Da sich die Wertgrenze­n für Untreue vor Kurzem geändert haben – früher konnte ab einem Schaden von 50.000 Euro die Höchststra­fe verhängt werden, neuerdings erst ab 300.000 Euro –, würde Novak auch im Fall der Fälle auf eine Diversion pochen, also auf einen außergeric­htlichen Tatausglei­ch. „Diese Karte spiele ich sicher“, sagte Novak. Damit würde es zu keiner Anklage kommen und Kaiser müsste seine politische Karriere nicht an den Nagel hängen.

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BILD: SN/APA Schicksals­tage für Kärntens LH Peter Kaiser (SPÖ).

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