Lenker fuhr 43 Jahre ohne Führerschein
Die Tiroler Polizei zog heuer bereits 669 Lenker ohne Führerschein aus dem Verkehr. Die Strafen dafür sind hoch, die Gründe vielfältig.
INNSBRUCK. Ein 31-jähriger Autolenker aus Slowenien rammte kürzlich im Bezirk Kufstein das Wartehäuschen einer Bushaltestelle. Er wies bei der Polizei einen gefälschten Führerschein vor, den er in seiner Heimat für 200 Euro gekauft hatte. Das ist nur einer von 669 Lenkern ohne gültige Lenkberechtigung, die die Tiroler Polizei heuer bereits gestoppt hat. Im Vorjahr gingen den Tiroler Beamten insgesamt 1332 Lenker ins Netz.
Wie viele Lenker in Österreich tatsächlich ohne Führerschein unterwegs sind, ist völlig unklar. Die meisten Landespolizeidirektionen führen darüber keine extra ausgewiesenen Statistiken. Fest steht aber: Immer wieder verursachen Lenker ohne Führerschein Unfälle. Die Statistik Austria weist zuletzt für das Jahr 2011 Zahlen aus. Damals kam es in ganz Österreich zu 386 Unfällen, an denen Lenker ohne Führerschein beteiligt waren. Elf Menschen starben, 569 wurden verletzt, 400 davon leicht.
Die Tiroler Polizei verfolgt das Geschehen hierzu indessen sehr genau und listet auch die Gründe auf, warum Verkehrsteilnehmer ohne Führerschein unterwegs sind: Der Führerschein wurde schon abgenommen: In den meisten Fällen waren die Lenker betrunken oder zu schnell oder begingen andere schwerwiegende Verkehrsübertretungen. Es können aber auch gesundheitliche Gründe vorliegen. Dazu zwei Fälle: Die Polizei stoppte einen Lenker in Schwaz, dem wegen eines Alkoholdelikts bereits vor acht Jahren die Lenkberechtigung entzogen worden war.
Im Bezirk Landeck verursachte eine Lenkerin mit 3,44 Promille Alkohol im Blut einen Unfall auf der Inntalautobahn. Der Frau wurde bereits im Jahr 2010 der Führerschein entzogen. Die Lenker waren nie in der Fahrschule und legten daher auch keine Fahrprüfung ab. Trotzdem werden über Jahre hinweg Kraftfahrzeuge gelenkt. Zwei Fälle dazu: Mitte Juli flog ein 68-jähriger Pensionist aus Graz auf, der sein Auto seit 17 Jahren ohne Führerschein lenkte. Der Lenker wäre wohl noch länger so weitergefahren, hätte er nicht einen Unfall in Kärnten verursacht. Er war auf ein vor ihm fahrendes Auto aufgefahren. Verletzt wurde niemand. Zu den Spitzenreitern dürfte jener Lenker aus dem Bezirk InnsbruckLand zählen, der kürzlich von der Polizei bei einer Verkehrskontrolle gestoppt wurde: Er gab an, seit 43 Jahren ohne Führerschein unterwegs zu sein. Jugendliche ohne Führerschein wie etwa jener erst 13-Jährige, der mit einem nicht zum Verkehr zugelassenen Motorrad fuhr und damit stürzte. Lenkberechtigung ist vorhanden, gilt aber nur für eine andere Fahrzeugklasse. Etwa, wenn jemand mit dem „Pkw-Führerschein B“ein Motorrad oder einen Lkw lenkt. Wie jener Mann, der im Bezirk Kitzbühel mit einem nicht zum Verkehr zugelassenen Motorrad vor der Polizei flüchtete. Der Lenker hatte zwar einen Moped-Führerschein, aber keinen für Motorräder.
Die Polizei warnt eindringlich davor, ohne gültige Lenkberechtigung zu fahren: Der Strafrahmen bewegt sich zwischen mindestens 363 Euro und 2180 Euro als Höchststrafe. Wer – wieder – ein Kraftfahrzeug lenkt, obwohl die Lenkberechtigung entzogen wurde, muss mit einer Mindeststrafe von 767 Euro rechnen. Bei einem Unfall drohen zudem schwerwiegende versicherungsrechtliche Konsequenzen in Form von Regressforderungen durch die Versicherung.
In Tirol waren 2015 die meisten der 1332 Lenker ohne Lenkberechtigung unterwegs, es folgten jene, denen der Führerschein bereits entzogen war, dahinter jene, die keine Lenkberechtigung der betreffenden Klasse, jedoch für eine andere Klasse hatten.