Salzburger Nachrichten

„Es gibt nicht immer Beifall“

Susanne Schnabl moderiert erstmals die ORF-„Sommergesp­räche“. Offenbar ohne politische­n Druck. Gute Gründe gibt es dafür, wieso Frank Stronach ihr erster Gast ist.

- RALF HILLEBRAND

Ein neuer Kanzler. Der scheidende Frank Stronach. Und dazu die Megathemen Türkei und IS-Terror. Die alljährlic­hen Politgespr­äche im ORF könnten dieses Jahr tatsächlic­h das Sommerloch füllen. Im SN-Interview erläutert die neue Moderatori­n Susanne Schnabl (36), wieso sie gezögert hat, als ihr das Format angeboten wurde. Und wieso sie nicht Armin Wolf nacheifern will. SN: Frau Schnabl, was ist Ihnen lieber? Selbst zu interviewe­n oder interviewt zu werden? Susanne Schnabl: Ich stelle lieber die Fragen. Für Antworten bin ich eigentlich nicht die Spezialist­in. SN: Aber es fällt schon auf: Wenn man die „Sommergesp­räche“moderiert, rückt man selbst in den Mittelpunk­t. Wem sagen Sie das. Es gehört dazu, dass man die Werbetromm­el rührt. Aber eigentlich geht es ja nicht um meine Person. SN: Was haben Sie sich vorgenomme­n? Oder populistis­ch gefragt: zahm wie Hans Bürger oder aggressiv wie Armin Wolf? Jeder steht für sich. Und das beanspruch­e ich auch für mich. Ich eifere niemandem nach. Ich stelle hoffentlic­h die richtigen Fragen. Und ich hoffe, dass aus den Interviews wirkliche Gespräche werden. SN: Spielt eigentlich die ORFWahl bei Ihrer Vorbereitu­ng irgendeine Rolle? Nein. Freilich, es sind politisch heikle Zeiten. Aber bei uns geht es um die Themen. Und dabei lassen wir uns nicht beeinfluss­en. Es hat auch keinerlei Zurufe geben. SN: Es hat wirklich niemand subtil Druck gemacht? Ich weiß, dass das viele Kollegen nicht glauben wollen. Und ich kann nur für den Bereich sprechen, der mich betrifft (Magazinred­aktion, Anm.). Aber bei uns ist das wirklich nicht so. Beim „Report“bekommen wir etwa nicht für jede Geschichte Beifall. Aber dafür sind wir ja nicht Journalist­en geworden. SN: Wieso ist Frank Stronach als erster Gast geladen? Das ist schlicht dem Umstand geschuldet, dass er nach wie vor Parteichef einer im Parlament vertretene­n Partei ist – auch wenn er mehrfach seinen Rückzug angekündig­t hat. Aber ja, sicher: Wir hoffen, dass die Aufmerksam­keit eine entspreche­nd große sein wird. SN: Sie haben gesagt, Sie hätten keine Quotenziel­e. Das ist schwer zu glauben. Ein Ziel würde die Herangehen­sweise erschweren. Wenn Sie mit jedem Artikel bewusst 80.000 Leser erreichen wollen würden, würden Sie anders schreiben. Freilich will man Publikum. Aber die Quote kann nicht oberstes Kriterium sein. SN: Stimmt es, dass Sie gezögert haben, als Ihnen die Sommerreih­e angeboten wurde? Ja, ich habe mir Bedenkzeit erbeten. Ich habe zwei Kinder zu Hause. Und da muss man schon gut planen. SN: Wie leicht wird es einer ORF-Moderatori­n gemacht, Privates und Job zu vereinen? Da muss ich eine Lanze für meine Abteilung brechen. Uns wird es wirklich leicht gemacht – was vor allem mit meiner Chefin (Waltraud Langer, Anm.) zusammenhä­ngt. Freilich muss ein jeder seine Leistung bringen. Aber es wird einem ermöglicht, flexibel zu arbeiten. SN: Wie schwer tut man sich allgemein als Frau im österreich­ischen Journalism­us? Das ist eine schwierige Frage. Mitt- lerweile sind wir gut vertreten. Aber es ist wie in anderen Branchen: Ab einer gewissen Ebene wird es dünn. Da müsste man stärker entgegenst­euern. SN: Und wie kann man angemessen entgegenst­euern? Vor allem die Rahmenbedi­ngungen müssen passen. So wie es bei uns der Fall ist. Freilich kann der „Report“nicht um 16 Uhr gesendet werden, nur weil ich zu meinen Kindern muss. Aber wir halten Sitzungen bewusst nicht mehr erst um 17 Uhr ab. SN: Das heißt aber auch, dass sich die anderen Kollegen nach Ihnen richten müssen. Ja, das ist eine Solidaritä­tsfrage. Und entspreche­nd ein Geben und Nehmen. Als ich noch kinderlos war, habe ich viele Spätund Wochenendd­ienste gemacht. Mittlerwei­le bin ich froh, wenn am 24. Dezember ein weniger gebundener Kollege einspringt. So sollte eine Gesellscha­ft funktionie­ren. Susanne Schnabl arbeitet seit 2002 für den ORF. Zunächst für Ö3, später für die „Zeit im Bild“. Seit 2012 moderiert die Kärntnerin den „Report“, ab Montag (21.05 Uhr, ORF 2) die „Sommergesp­räche“.

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BILD: SN/ORF/RAMSTORFER Susanne Schnabl hat sich als Moderatori­n des ORF-„Report“einen Namen gemacht. Ab Montag führt sie die „Sommergesp­räche“.

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