Salzburger Nachrichten

Regierung belässt Diesel-Privileg

Umwelt- und Verkehrsmi­nister reden lieber über ein Ökosteuerp­aket.

- Gs, sam

WIEN. Die EU-Kommission hat diese Woche für die 28 Mitgliedss­taaten jene Ziele vorgegeben, die bis zum Jahr 2030 im Klimaschut­z erreicht werden müssen. Österreich muss demnach in jenen Bereichen, die nicht vom Emissionsh­andel (wie die Industrie) erfasst sind, den Ausstoß des Treibhausg­ases Kohlendiox­id um 36 Prozent gegenüber 2005 verringern. Die größten Herausford­erungen gibt es dadurch beim Verkehr und bei Gebäuden.

Der Verkehr ist für 45 Prozent der CO2-Emissionen oder 22 Millionen Tonnen CO2 in Österreich verantwort­lich, zeigt eine aktuelle Schätzung des Umweltbund­esamts für 2015. Von allen CO2-Emissionen inklusive Industrie (knapp 79 Mill. Tonnen im Jahr ) macht der Verkehr also weit mehr als ein Viertel aus. Die österreich­ischen Treibhausg­asemission­en werden 2015 nach einer ersten Einschätzu­ng des Umweltbund­esamts gegenüber 2014 um rund 3,2 Prozent wachsen. Damit liegt Österreich über dem EU Schnitt, der vom Statistika­mt Eurostat mit 0,7 Prozent beziffert wurde.

Vor diesem Hintergrun­d sprechen sich zwei der zuständige­n Minister, der Chef des Umweltress­orts, Andrä Rupprechte­r (ÖVP), und Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d (SPÖ), für eine Ökologisie­rung des Steuersyst­ems aus. Auf den größten Hebel – eine Angleichun­g der Mineralöls­teuer für Diesel an die für Benzin – wagt die Regierung aber nicht isoliert zu drücken. Rupprechte­r hatte seit 2014 wiederholt gefordert, die Begünstigu­ng von Diesel gegenüber Benzin von 8,5 Cent netto pro Liter abzuschaff­en. Rund drei Viertel der klimaschäd­lichen Emissionen im Verkehr entfallen auf Diesel, der nicht nur bei Lkw und Bussen dominiert, sondern zu fast 60 Prozent auch bei Pkw.

Nach den neuen, verbindlic­hen Vorgaben der EU-Kommission sagten Rupprechte­r und Leichtfrie­d nun in ähnlichen Worten, es gehe um ein Gesamtpake­t zur Ökologisie­rung des Steuersyst­ems. Die Diesel-Besteuerun­g gehöre dazu, jedoch müsse eine Umstellung aufkommens­neutral sein und im Gegenzug etwa der Faktor Arbeit entlastet werden, wenn Autofahren verteuert werde. „Eine Einzelmaßn­ahme wird es nicht geben“, sagte ein Sprecher von Leichtfrie­d. Gerade im Verkehr gehe es um eine Einbeziehu­ng der Elektromob­ilität. Dazu hat Leichtfrie­d für Herbst eine Strategie angekündig­t, die Maßnahmen zum Ausbau der Infrastruk­tur ebenso enthält wie Förderunge­n oder andere Anreize wie günstige Parkplätze in Innenstädt­en. Das Finanzmini­sterium betont, dass eine Änderung der Diesel-Besteuerun­g derzeit nicht überlegt wird.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria