Salzburger Nachrichten

„Es läuft besser als geplant“

Die Gläubiger der Hypo-Nachfolgeg­esellschaf­t Heta könnten bereits 2017 erstmals Geld sehen. Der Heta-Vorstand will einen Teil der Verkaufser­löse vorzeitig ausschütte­n.

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WIEN. Die Verwertung des Vermögens der Hypo-Nachfolgeg­esellschaf­t Heta ist eine Aufgabe, bei der es wenig zu gewinnen, aber viel zu verlieren gibt. Dennoch vermittelt Vorstandsc­hef Sebastian Schoenaich-Carolath den Eindruck, er mache diese Arbeit gerne. Er freut sich, dass die Verwertung der Heta-Assets „besser läuft als geplant“und „die Erlöse über unserer Mittelfris­tplanung liegen“. Der Manager will aber keine falschen Hoffnungen wecken und bremst im Gespräch mit Journalist­en die Erwartunge­n. Dass die Heta mit ihren Erlösen die Milliarden­lücke schließen kann, die sich zwischen den Forderunge­n der Gläubiger und dem, was an verwertbar­em Vermögen vorhanden ist, auftut, „wird nicht gehen“.

Zudem sei man beim Verwerten der Heta auch politische­n Risiken ausgesetzt, sagt Schoenaich-Carolath. So sei eine britische Gesellscha­ft nach dem Referendum über den Brexit von einem ausverhand­elten Deal kurzfristi­g abgesprung­en. Ob die Verwertung weiter so gut laufe, „hängt auch von der Politik ab“. Beim Verkauf der italienisc­hen Leasingtoc­hter sei man in finalen Gesprächen, der Vorstand sei zuversicht­lich, im Juli den Kaufvertra­g unterschre­iben zu können.

Bis zur Halbjahres­bilanz, die Ende August gemeinsam mit einem adaptierte­n Abbauplan vorgelegt wird, bleibt es daher bei den 6,3 Mrd. Euro, die das Management im Juli 2015 dem Heta-Eigentümer Bund bis Ende 2020 zugesagt hat. Per Ende Juni belaufen sich die Barmittel der Heta bereits auf 5,3 Mrd. Euro, bis Jahresende sollen noch 250 Mill. Euro dazukommen. Der Heta-Vorstand will daher von der durch eine Satzungsän­derung eröffneten Möglichkei­t Gebrauch machen und eine Zwischenau­sschüttung an die Gläubiger vornehmen.

Frühestens ist ein solcher Vorschlag einen Monat nach Feststellu­ng der Bilanz 2016 möglich, die im April 2017 vorliegen soll. Die Entscheidu­ng, ob die Heta an die Gläubiger zahlen darf, liegt bei der Finanzmark­taufsicht (FMA), die als Abwicklung­sbehörde fungiert. Aus Sicht von Finanzvors­tand Alexander Tscherteu habe es keinen Sinn, Geld bei der Notenbank zu bunkern und dafür 0,4 Prozent Strafzinse­n zu zahlen. Bis auf den für den operativen Betrieb der Heta nötigen Bestand an Barmitteln könnte daher im Frühsommer 2017 ein Milliarden­betrag an die Gläubiger fließen.

Operativ sieht sich das Heta-Vorstandsd­uo voll auf Kurs. Pro Monat verkaufe man Vermögen und Forderunge­n im Volumen von 200 bis 250 Mill. Euro (brutto vor Risikovors­orgen, Anm.), sagt Tscherteu. Daraus nehme die Heta rund 100 Mill. Euro bar pro Monat ein. Abgesehen von wenigen einzelnen Transaktio­nen verkaufe man die Vermögensw­erte über dem Buchwert, sagt Tscherteu.

Was in der Heta-Bilanz unterm Strich stehe, sei nur beschränkt aussagefäh­ig, erklärt Tscherteu. So sei beispielsw­eise das für heuer erwartete Ergebnis von plus 7,3 Mrd. Euro fast zur Gänze auf den Schuldensc­hnitt der FMA zurückzufü­hren. 2014 war es umgekehrt, damals erhöhte die Neubewertu­ng des Vermögens (Asset Quality Review) den Verlust von 1,1 auf insgesamt 7,4 Mrd. Euro. Das Jahr 2015 hätte die Heta operativ mit 300 Mill. Euro Gewinn beendet. Weil der Verfassung­sgerichtsh­of das HaaSanG (Gesetz, das für ausgewählt­e Gläubiger einen Schuldensc­hnitt vorsah) aufhob, wurden daraus 500 Mill. Euro Verlust.

Apropos Gerichte: Von den in Deutschlan­d anhängigen Verfahren geht laut Schoenaich-Carolath auf absehbare Zeit keine Gefahr für die Heta aus, zumal in drei Fällen bereits der EuGH zur Klärung von Rechtsfrag­en angerufen worden ist. Insgesamt laufen gegen die Heta 1000 Rechtsstre­ite, laut Vorstand hat die Gesellscha­ft selbst 14.000 Verfahren gegen Schuldner laufen.

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BILD: SN/WIKIPEDIA Vor drei Tagen verkaufte die Heta das Hotel Holiday Inn in Sarajevo.

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