Der „kleine“Melzer feiert im Bruder-Duell größten Erfolg
Gerald Melzer steht nach einem Sieg über Jürgen im Kitzbühel-Halbfinale – und hat dennoch gemischte Gefühle.
Kitzbühel hat im Viertelfinale ein wohl einmaliges Bruder-Duell erlebt und Gerald Melzer dabei seinen größten Erfolg perfekt gemacht. Der „kleine“, um neun Jahre jüngere Melzer, besiegte Jürgen 3:6, 6:3, 6:1 und beendete damit gleichzeitig das persönliche Tennis-Märchen seines 35-jährigen Bruders, der nach einer Schulteroperation im ersten ATP-Turnier seit über zehn Monaten am Tag davor sensationell Dominic Thiem eliminiert hatte.
5800 Zuschauer im wieder ausverkauften Stadion sahen ein von beiden Seiten als emotional „grausig“erwartetes Aufeinandertreffen. „Ich habe dem Kleinen seinen ersten Schläger gekauft und ihn seither unterstützt, wie ich nur konnte“, erklärte Jürgen. Mit der schwierigen Situation, sich nun als Gegner zu bekämpfen, kam der „Große“dann offensichtlich weniger gut zurecht. Nach einem starken ersten Satz und 3:2-Führung im zweiten verlor der bis dahin dominierende Jürgen den Faden und holte nur mehr ein Game. „Gerald hat das verdient gewonnen. Ich freue mich sehr für ihn“, sagte er. Die skurrile Situation, so eben seinen größten Sieg vor heimischem Publikum gefeiert zu haben und doch nicht restlos glücklich zu sein, erlebte Gerald. „Das sind absolut gemischte Gefühle. Ich freue ich mich riesig, hätte aber lieber einen anderen besiegt. Ich habe Jürgen meine Karriere zu verdanken, ohne ihm wäre ich heute gar nicht auf dem Platz gestanden“, sagte Gerald, der nun heute, Freitag (2. Match nach 13 Uhr live auf ORF Sport+), auf Paolo Lorenzi trifft.
Der Italiener ist als Nummer vier der am höchsten gereihte Spieler im Halbfinale, aber beide Melzer wittern die Chance. „Ich habe ihn schon geschlagen und werde alles für mein erstes ATP-Finale geben“, sagte Gerald. Jürgen traut ihm sogar den Turniersieg zu: „Es gibt hier keinen mehr, den Gerald nicht schlagen kann.“An einen Titel, der die absolute Krönung seiner bisher eher auf der unbeachteten zweitklassigen Challenger-Tour verlaufenen Karriere bedeuten würde, denkt der neue Top-100-Spieler aber nicht. „Das versuche ich auszublenden. Klar ist aber auch, dass das Turnier noch lange nicht vorbei ist. Generali Open: Viertelfinale: G. Melzer (AUT) – J. Melzer (AUT) 3:6, 6:3, 6:1, Lorenzi (ITA-4) – Struff (GER-8) 6:2, 6:7 (5), 7:5, Lajovic (SRB-6) – Chatschanow (RUS) 6:3, 6:2, Basilaschwili (GEO) – Pavlasek (CZE) 5:7, 7:6(2), 6:3. Doppel: Oswald/Cerretani (AUT/USA) – Bagnis/Chatschanow (ARG/RUS) 4:6, 7:6 (4), 10:8, Novak/Thiem (AUT) – Duran/Gonzalez (ARG-2) 2:6, 6:3,10:7. Halbfinale am Freitag: 13 Uhr: Basilaschwili – Lajovic, danach: G. Melzer – Lorenzi, danach Doppel.