Krebstherapie neu (II): Meilenstein bei Prostata
Die Analyse der Erbinformation der Tumorzellen ermöglicht eine genauere Therapieentscheidung.
Wesentliche Fortschritte sind bei Diagnose und Therapie des Prostatakarzinoms zu erkennen. Bislang ist noch immer der PSA-Test der wesentliche Diagnosewert. Die wichtigste Auskunft gibt dieser Test aber nicht: welche Sensibilität die Tumorzellen haben, also wie gefährlich sie sind und wie sie richtig behandelt werden können.
Jetzt sehen wir die Möglichkeit, dass wir durch eine Analyse der zirkulierenden freien Tumor-DNS – also der spezifischen Erbinformation der Tumorzellen – feststellen können, ob ein Patient nach einer ersten hormonellen Therapie auf eine weitere Hormontherapie ansprechen wird oder ob das aussichtslos ist und sofort eine Chemotherapie starten muss.
Diese exakte Information über die jeweils zielführende Therapie ist entscheidend. Wir können dem Patienten damit einerseits eine Hormontherapie ersparen, wenn sich herausstellt, dass sie nicht zielführend ist, andererseits gewinnen wir Zeit, weil die Chemotherapie, die dann notwendig ist, früher einsetzen kann.
Bisher wird diese Therapieentscheidung nach klinischen Faktoren getroffen. Wenn bei einem Patienten unter laufender antihormoneller Therapie die Krankheit rasch und mit ausgedehnter Organmetastasierung voranschreitet, ist aus klinischer Perspektive heraus die stärkste und am schnellsten wirksame Therapie angezeigt. Der Grund dafür ist, dass es andernfalls zum Beispiel zu einem Leberversagen kommen könnte und wir nicht drei bis vier Monate warten dürfen, bis wir sehen können, ob eine weitere Hormontherapie erfolgreich ist oder nicht. In diesen Konstellationen ist daher eine Chemotherapie angezeigt.
Künftig soll die Analyse der zirkulierenden Tumor-DNS Klarheit darüber bringen, ob ein Patient auf eine weitere hormonelle Therapie anspricht. Damit können wir sehr genau sagen, wie lange wir mit einer Chemotherapie zuwarten können, ohne dass wir dem Patienten etwas vorenthalten.