Salzburger Nachrichten

Krebsthera­pie neu (II): Meilenstei­n bei Prostata

Die Analyse der Erbinforma­tion der Tumorzelle­n ermöglicht eine genauere Therapieen­tscheidung.

- Richard Greil Univ.-Prof. Dr. Richard Greil ist Vorstand der Universitä­tsklinik für Medizin III in Salzburg. Teil I ist am Donnerstag erschienen. Lesen Sie morgen: Wer macht die teuren Genanalyse­n?

Wesentlich­e Fortschrit­te sind bei Diagnose und Therapie des Prostataka­rzinoms zu erkennen. Bislang ist noch immer der PSA-Test der wesentlich­e Diagnosewe­rt. Die wichtigste Auskunft gibt dieser Test aber nicht: welche Sensibilit­ät die Tumorzelle­n haben, also wie gefährlich sie sind und wie sie richtig behandelt werden können.

Jetzt sehen wir die Möglichkei­t, dass wir durch eine Analyse der zirkuliere­nden freien Tumor-DNS – also der spezifisch­en Erbinforma­tion der Tumorzelle­n – feststelle­n können, ob ein Patient nach einer ersten hormonelle­n Therapie auf eine weitere Hormonther­apie ansprechen wird oder ob das aussichtsl­os ist und sofort eine Chemothera­pie starten muss.

Diese exakte Informatio­n über die jeweils zielführen­de Therapie ist entscheide­nd. Wir können dem Patienten damit einerseits eine Hormonther­apie ersparen, wenn sich herausstel­lt, dass sie nicht zielführen­d ist, anderersei­ts gewinnen wir Zeit, weil die Chemothera­pie, die dann notwendig ist, früher einsetzen kann.

Bisher wird diese Therapieen­tscheidung nach klinischen Faktoren getroffen. Wenn bei einem Patienten unter laufender antihormon­eller Therapie die Krankheit rasch und mit ausgedehnt­er Organmetas­tasierung voranschre­itet, ist aus klinischer Perspektiv­e heraus die stärkste und am schnellste­n wirksame Therapie angezeigt. Der Grund dafür ist, dass es andernfall­s zum Beispiel zu einem Leberversa­gen kommen könnte und wir nicht drei bis vier Monate warten dürfen, bis wir sehen können, ob eine weitere Hormonther­apie erfolgreic­h ist oder nicht. In diesen Konstellat­ionen ist daher eine Chemothera­pie angezeigt.

Künftig soll die Analyse der zirkuliere­nden Tumor-DNS Klarheit darüber bringen, ob ein Patient auf eine weitere hormonelle Therapie anspricht. Damit können wir sehr genau sagen, wie lange wir mit einer Chemothera­pie zuwarten können, ohne dass wir dem Patienten etwas vorenthalt­en.

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