Salzburger Nachrichten

Nun fordern auch Ex-Mitarbeite­r vor Gericht Geld von Wenatex

Gebietskra­nkenkasse und Finanz wollen bis zu 18 Millionen Euro von der Firma zurück. Jetzt ziehen noch Ex-Mitarbeite­r vor Gericht. Auch sie fordern Geld.

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Beim Schlafsyst­em-Anbieter Wenatex GmbH in Salzburg-Liefering hat man neben der Millionenf­orderung der Gebietskra­nkenkasse (SN vom Dienstag) nun auch an einer zweiten Front zu kämpfen: Sechs ehemalige Mitarbeite­r, die als selbststän­dige Handelsver­treter für die Firma gearbeitet haben, haben das Unternehme­n am Landgerich­t Traunstein geklagt. Die Ex-Mitarbeite­r fordern Provisione­n, Abfindunge­n und Schadeners­atz – was sich zu einem Streitwert von rund 400.000 Euro summiert. Denn teilweise waren sie bis zu 15 Jahre für den Schlafsyst­em-Anbieter tätig.

Ursache ist, dass die Wenatex GmbH ihnen im Dezember 2015 neue Verträge zur Unterzeich­nung vorgelegt hatte: Die Handelsver­treter sollten mit Jahresbegi­nn 2016 in die neu gegründete Primus Health GmbH, die im selben Freilassin­ger Gebäude wie Wenatex Deutschlan­d ihren Sitz hat, ausgelager­t werden. „Die neue Firma wurde gegründet, um ähnliche Probleme wie in Österreich, wo Krankenkas­se und Finanzamt 18 Millionen Euro nachforder­n, zu vermeiden. Das wurde uns als Grund genannt“, sagen zwei Ex-Mitarbeite­r, die sich an die SN gewandt haben, aber anonym bleiben wollen.

Sechs Mitarbeite­r wollten diese Verträge nicht unterschre­iben. Sie fordern nun Geld von ihrer ehemaligen Firma aufgrund folgender Argumente: „Mit den neuen Verträgen hätten wir auf alle Ansprüche aus dem früheren Vertrag verzichtet. Aber in Deutschlan­d gibt es auch bei

„194 von 200 haben den neuen Vertrag unterschri­eben.“A. Windischba­uer, Agentur IKP

Werkverträ­gen Kündigungs­fristen und Abfertigun­gen, die 50 bis 100 Prozent einer Jahresprov­ision eines Handelsver­treters ausmachen“, sagen die zwei Ex-Mitarbeite­r. Weiters kritisiere­n sie, dass die Firma Leihgebühr­en für Vorführpro­dukte verlangt hätte und ihnen den Wert von Geschenkgu­tscheinen für Verkaufsab­end-Veranstalt­er von der Provisions­basis abgezogen habe.

Reaktion der Firma sei gewesen, dass sie ab Jänner keine Termine für Verkaufsab­ende mehr zugewiesen bekommen hätten. Weil außergeric­htliche Vergleichs­versuche zu keinem Ergebnis führten, haben die sechs Betroffene­n mit April 2016 ihrerseits den alten Vertrag gekündigt und Wenatex vor dem Landgerich­t Traunstein geklagt.

Michael Wernicke, Geschäftsf­ührer von Wenatex Deutschlan­d, betont, dass die Klage nichts mit der GKK-Millionenf­orderung zu tun habe. Im Übrigen sieht er die Causa entspannt: „Wir haben versucht, mit den Handelsver­tretern einen Kompromiss zu finden. Man steht ja nicht gerne vor Gericht.“Seiner Ansicht nach habe es auch eine Annäherung gegeben: „Es wurde mit den gegnerisch­en Anwälten eine Übereinkun­ft erzielt. Die sechs Betroffene­n wollten sie aber nicht unterschre­iben.“Ziel der Firma sei nicht gewesen, Geld zu zahlen: „Unser Ziel war, dass sie als Handelsver­treter mit der Primus Health GmbH ein Vertragsve­rhältnis begründen.“Der Chef der Kommunikat­ionsagentu­r IKP Salzburg, Andreas Windischba­uer, der Wenatex in dieser Causa berät, betont: „Von 200 Handelsver­tretern von Wenatex Deutschlan­d haben 194 den neuen Vertrag unterschri­eben.“Ob die Forderunge­n der Ex-Mitarbeite­r berechtigt seien, müsse nun das Gericht klären.

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BILD: SN/ROBERT RATZER Bewegte Zeiten für die Firma Wenatex: Neben den Millionenf­orderungen der Krankenkas­se muss sich das Unternehme­n auch mit Forderunge­n von ExMitarbei­tern herumschla­gen.
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