Salzburger Nachrichten

Kleine Rochen ziehen weiter

Das Blaupunkt-Rochen-Weibchen im Haus der Natur hat zwei Junge geboren. Wer die zwei Winzlinge im Aquarium schwimmen sehen will, muss sich sputen.

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SALZBURG-STADT. Noch etwas zögerlich drehen die zwei Winzlinge im Aquarium im Salzburger Haus der Natur ihre Runden. Unter dem wachsamen Blick ihrer Eltern erkunden sie ihren neuen Lebensraum. In der Nacht auf Mittwoch erblickten zwei Blaupunkt-Rochen-Babys das Licht der Welt. Die Geburt des Duos gilt als Sensation: In Aquarien, die mit künstliche­m Meerwasser versorgt werden, glückt die Zucht von Rochen nur selten.

Wer die Jungtiere sehen will, muss sich beeilen: Nur noch heute, Freitag, schwimmen die Babyrochen im großen Aquarium. Dann übersiedel­n sie in ein spezielles Becken, wo sie von Hand aufgezogen werden. „Im Schaubecke­n würden die zwei zu kurz kommen“, sagt Direktor Norbert Winding. Neben ihren Eltern schwimmen noch Dutzende weitere Fische in dem Aquarium. „Dort sind einfach zu viele hungrige Mäuler zu stopfen.“

Auf die Jungtiere wartet in ihrem neuen Becken Tiefkühlko­st: „Blaupunkt-Rochen fressen Muscheln, Garnelen, Krebse und kleine Fische – frisch können wir das nicht anbieten“, sagt Winding. Das Gefrierfut­ter ist für die Rochen gewöhnungs­bedürftig. Die Pfleger müssen den Rochen das Futter schmackhaf­t machen und mit kleinen Zangen immer wieder vor die Mäuler der Tiere halten. „Ich bin jedoch zuversicht­lich. Die Babys suchen im Aquarium schon eifrig nach Futter“, sagt der Direktor. Das Geschlecht der beiden Babys könne man erst später bestimmen – momentan seien die handfläche­ngroßen Tiere dafür noch zu klein.

Die gefährdete­n BlaupunktR­ochen leben in freier Wildbahn in den Korallenri­ffen des Indopazifi­ks. Sie bevorzugen die sandigen Bereiche des Riffs, wo sie sich oft bis zu den Augen im Sand vergraben. Auf dem Schwanz befinden sich zwei mit Widerhaken versehene Giftstache­ln. Rochen gelten als friedliche Tiere, die Stacheln setzen sie ausschließ­lich zur Verteidigu­ng ein. Manchem Taucher wird das zum Verhängnis. Das Gift der BlaupunktR­ochen ist nicht lebensgefä­hrlich, jedoch äußerst schmerzhaf­t. Ihren Nachwuchs – bis zu sieben Junge – bringen die Rochen lebend zur Welt. Die Tragzeit beträgt etwa vier Monate, kann aber auch bis zu einem Jahr dauern.

Etwa zwei Monate bleiben die kleinen Rochen noch im Haus der Natur. Sobald sie die kritischen Wochen nach der Geburt überstande­n haben, übersiedel­n die Jungtiere. Denn: Das Haus der Natur beteiligt sich am europäisch­en Nachzuchtp­rogramm für gefährdete Tierarten (European Studbook ESB). Und die beiden Rochen kommen in ein Aquarium, das ebenfalls an diesem Programm teilnimmt. Bereits im Oktober 2012 kam im Haus der Natur ein Blaupunkt-Rochen zur Welt. Das Tier lebt heute in einem niederländ­ischen Zoo. Direktor Winding: „Für unser Haus ist das schade. Aber es ist wie in der Natur: Wenn die Jungen groß genug sind, müssen sie sich ein eigenes Revier suchen.“

„Ob es Männchen oder Weibchen sind, können wir noch nicht sagen.“Norbert Winding, Museumsdir­ektor

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BILD: SN/ROBERT RATZER Streng bewacht von ihren Eltern drehen die Rochenbaby­s ihre Runden.
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BILD: SN/ROBERT RATZER Blaupunkt-Rochen leben im Indopazifi­k.

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