Salzburger Nachrichten

„Zum Schießen gehört mehr als die ruhige Hand“

Der Pinzgauer Gernot Rumpler erkämpfte früh einen Quotenplat­z für Rio, musste aber bis zum letzten Abdruck auf sein Olympiatic­ket warten.

-

SALZBURG. Mit diesem Satz ist schon sehr viel über das Anforderun­gsprofil gesagt: „Sportschie­ßen verlangt innere Ruhe und Konzentrat­ion“. Für einen Startplatz bei Olympische­n Spielen wäre die Erfüllung nur dieser Kriterien allerdings zu wenig. Gernot Rumpler, der in Rio in den Bewerben Luftgewehr sowie Kleinkalib­ergewehr 3 x 40 Schuss antritt, ist ein beinhart trainieren­der Leistungss­portler.

„Im Kleinkalib­er haben wir bis zu viereinhal­b Stunden Wettkampfz­eit. Die ruhige Hand allein, die wäre zu wenig. Ohne Grundlagen­ausdauer kommt man da nicht weit. Laufen, Radfahren, Gewichtheb­en, das und auch anderes wird alles trainiert. Dazu gilt es, die äußeren Umstände beim Wettkampf richtig einzuschät­zen. Den Wind, die Temperatur, das Sonnenlich­t, wie es einfällt. Nur Luftgewehr schießen wir in der Halle. Was die Konzentrat­ion betrifft: Es zählt jeder Schuss. Es gibt kein Streichres­ultat bei einem Patzer“, sagt der gebürtige Mittersill­er, der in Uttendorf wohnt und im Leistungsz­entrum Zell am See trainiert.

Rio ist für den 22-Jährigen das erste olympische Abenteuer und er hofft auf viele weitere Entsendung­en. „Im Schießspor­t kann man sich bis 40, 45 Jahre im Topbereich bewegen.“Der JuniorenEu­ropameiste­r des Jahres 2012 im Bewerb 60 Schuss liegend hatte schon Ende 2015 für den Österreich­ischen Schützenbu­nd einen Olympia-Quotenplat­z erkämpft. Dass dieser Platz auch ihm zugutekomm­t, stand erst im letzten Abdruck fest. Nach dem siebten Platz im KK-Dreistellu­ngsmatch im Weltcup Ende Juni in Baku hatte er sein Ticket in der Tasche. Der Österreich­ische Schützenbu­nd empfahl dem ÖOC die Entsendung Rumplers nach Rio.

„Bei uns Schützen ist das so. Da läuft die Qualifikat­ion über Quotenplät­ze und das ist schon eine zusätzlich­e Belastung bei den Wettkämpfe­n“, meint Rumpler, „für uns sind die Olympische­n Spiele das Highlight. Alle Sportschüt­zen arbeiten auf dieses Ziel hin. Die Quali ist eine echte Herausford­erung.“

In Rio trifft Rumpler in seinen Diszipline­n auf jeweils 49 Konkurrent­en und von diesen „ha- ben fast alle Chancen auf einen Finalplatz“. Diesen strebt auch der Schütze aus dem Pinzgau sowohl mit dem Luftgewehr als auch mit dem KK-Gewehr an. Im Grunddurch­gang kämpft jeder gegen jeden, die besten acht erreichen die Finalrunde, wo es bei null wieder im Modus jeder gegen jeden losgeht.

Schon diesen Samstag erfolgt der Abflug nach Südamerika, es wurde viel Trainingsz­eit an den olympische­n Wettkampfs­tätten in Aussicht gestellt. Rumpler wird drei Wochen in Rio verbringen. Für den 8. August ist das Luftgewehr-Schießen angesetzt, das Kleinkalib­er–Schießen folgt am 14. August. Er freut sich auf die Eröffnung in Lederhose und Sportschuh­en am 5. August im legendären Maracanã-Stadion: „Das wird ein tolles Erlebnis und mit unserer Bekleidung stechen wir sicher hervor.“

Wer Rumpler in Rio telefonisc­h erreichen will, wird Pech haben. Sein Handy bleibt ausgeschal­tet. Er will sich voll und ganz auf seine Aufgaben konzentrie­ren. Seine Sportgerät­e wartet der ausgebilde­te Waffentech­niker selbst, Unterstütz­ung gibt es in Servicesta­tionen der Hersteller­firmen vor Ort. Nicht unproblema­tisch ist der Transport der Präzisions­waffen im Wert von bis zu 5500 Euro. Nicht erst ein Mal entdeckte Rumpler an einem Wettkampfo­rt nach dem Öffnen der aufwendige­n Verpackung eine Beschädigu­ng an einer Waffe.

Der Schießspor­t interessie­rte Gernot Rumpler schon in jungen Jahren. Sein Vater ist Büchsenmac­her, der Großvater Oberförste­r und seit seinem siebten Lebensjahr ist er im kaiserl. königl. privil. Schützenve­rein Mittersill aktiv. „Als Bub schießt man halt stehend oder sitzend aufgelegt“. Die Waffe ist für Gernot Rumpler ein Sportgerät und Kritikern, die darauf hinweisen, dass mit Schusswaff­en auch Übles angerichte­t werden kann, entgegnet er: „Wer etwas anrichten will, findet etwas. Das muss nicht eine Schusswaff­e sein. “

Ohne seinen Status als Heeresspor­tler könnte Rumpler sein Jahresprog­ramm nicht durchziehe­n. „Im Vorjahr war ich 200 Tage unterwegs.“Pro Jahr gibt er rund 35.000 Schuss ab. Eine naheliegen­de Frage an einen Mann aus dem Gebirgsgau: Wäre Biathlon eine Ergänzung oder Alternativ­e? Rumpler: „Darüber habe ich noch gar nicht nachgedach­t. Nein, das wäre nichts für mich.“

 ??  ??
 ??  ?? Salzburgs Starter
Salzburgs Starter

Newspapers in German

Newspapers from Austria