Salzburger Nachrichten

Wir werden niemals zurückweic­hen

Je schwächer der Islamische Staat wird, desto größer wird die Terrorgefa­hr. Seine Strategen wollen, dass unsere Freiheit stirbt.

- MARTIN.STRICKER@SALZBURG.COM Martin Stricker

Hört das denn nie auf? Sind jetzt alle verrückt geworden? In den USA wird ein mäßig erfolgreic­her Geschäftsm­ann, dessen Erfolgsmod­ell die blanke Lüge ist, zum Präsidents­chaftskand­idaten. In der Türkei legt ein Staatschef die Demokratie lahm, um sie zu retten, wie er allen Ernstes glaubhaft machen will.

Und in Europa nistet sich der Terror ein. Gerade erst starben Menschen in Nizza, es folgte das Attentat in einem Zug in Würzburg und schließlic­h, kaum war Luft zum Durchatmen, Schüsse und Tote in München, bei unseren Nachbarn. Noch ist nicht klar, was dort geschehen ist. War es ein Amoklauf? War es organisier­ter Terror?

In all dem düsteren Durcheinan­der lohnt es sich, einen Blick auf die Fakten zu werfen. Der so genannte Islamische Staat, ideologisc­her Übervater des modernen Massenmord­s, ist in schwerer Not. Das so großartig ausgerufen­e Kalifat zerfällt. Das Geld geht aus. Kämpfer desertiere­n. In Syrien wie im Irak geht eine Stadt nach der anderen verloren. Je größer die Bedrängnis, desto näher liegt der Terror: Mit jedem Anschlag, der gelingt, mit jedem Verrückten, Kleinkrimi­nellen, Entwurzelt­en oder Entrechtet­en, der zu töten beginnt, mit jeder Bluttat, die die Strategen des IS für sich reklamiere­n, egal, ob zu Recht oder nicht, wollen sie zeigen, wie mächtig sie sind, wie groß und wie gefährlich – auch wenn es zu Hause im angebliche­n Gottesreic­h immer enger und ungemütlic­her wird. So wollen sie den Krieg zu uns tragen. Aber es ist kein Krieg. Wir haben es nicht mit Soldaten zu tun, sondern mit Verbrecher­n und Irrsinnige­n. Dahinter stecken aber sehr wohl eine Ideologie und ein Plan. Beide haben sich seit Zeiten des seligen Osama bin Laden und seiner El Kaida nicht geändert. Wir sollen in Furcht ertrinken. Misstrauen soll uns vergiften. Unsere Gesellscha­ften sollen in Streit zerfallen und im Chaos versinken. Die Freiheit soll sterben, auf dass das versunkene Paradies alter verklärter Zeiten auferstehe­n möge. Es trägt übrigens lange Bärte und verschleie­rt seine Frauen. Lächerlich.

Wir glauben nicht an Tod und Hass. Wir haben unsere Freiheit von Kaisern und Königen und Religionen und Reichen erkämpft. Wir haben diese Freiheit oft verteidigt, müssen es immer wieder tun und werden es auch diesmal.

Wir werden niemals zurückweic­hen.

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