Posse um Kern und ein SMS
Kanzler „schielte“auf fremdes Handy. SPÖ vergleicht Pröll mit Erdoğan.
Ob das der neue Stil der Großen Koalition ist? Seit Tagen führt die Regierung eine Sommerposse auf, die drei Hauptdarsteller aufweist: Kanzler Christian Kern, Innenminister Wolfgang Sobotka und ein SMS von Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll.
Bei einer SPÖ-Veranstaltung in Vorarlberg hatte Kern Folgendes erzählt: Beim jüngsten Ministerrat habe ein ÖVP-Minister (Sobotka) ein SMS von einem „einschlägig bekannten Landeshauptmann“(Pröll) bekommen, wie sich die ÖVP in Sachen Bildungsmilliarde verhalten solle. Und zwar habe das SMS besagt, dass es die Wahlfreiheit zwischen Ganztags- und Halbtagsschule geben müsse, damit auch die Anliegen der Hausfrauen berücksichtigt würden. Kerns Urteil über diese ÖVP-Haltung: „Das ist nicht von vorgestern, sondern 18. Jahrhundert.“Die ÖVP reagierte erbost auf Kerns Vorgangsweise. „Achtung, der Kanzler schielt auf fremde Handys“, spottete der Sprecher von Erwin Pröll. Auch stellte die ÖVP die Frage, ob sich Kern nicht auch mit den SPÖ-Landeshauptleuten abspreche. Für böses Blut in der Koalition war jedenfalls gesorgt.
Gestern zeigten sich alle Beteiligten um Beruhigung bemüht. Nur Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) nicht. Er sprach im Radio den Satz: „Manche werden ferngesteuert aus der Türkei, manche aus Radlbrunn.“Zur Erklärung: Radlbrunn ist die Heimatgemeinde Erwin Prölls. Womit Stöger den Landeshauptmann mit dem türkischen Autokraten Erdoğan und seinen Ministerkollegen Sobotka mit den gewalttätigen türkischen Demonstranten in Wien verglichen hat.