Salzburger Nachrichten

Salzburg triumphier­t mit Musik

Die Salzburger Festspiele heben an: An diesem Wochenende beginnt die Ouverture spirituell­e.

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SALZBURG. Mit dem pompöseste­n Werk der Salzburger Musikgesch­ichte, mit dem das Triumphier­en gleicherma­ßen hörbar wie sehbar wird, trumpfen die Salzburger Festspiele in ihrer Ouverture spirituell­e auf. Es sei „eine unglaublic­h aufwendige Kompositio­n, die selten zur Aufführung kommt“, erläutert Konzertche­f Florian Wiegand. Nun werde das „riesenhaft­e Werk mit über achtzig Mitwirkend­en, darunter sechzehn solistisch­en Sängern“an den Ort seiner Uraufführu­ng gebracht: in den Salzburger Dom.

Was sich am nächsten Dienstag dort abspielen wird, war Ende des 17. Jahrhunder­ts ein derart triumphale­s Ereignis, dass es auf einem Kupferstic­h festgehalt­en ist. Da geschah, was der Musikwisse­nschafter Ernst Hintermaie­r so beschriebe­n hat: „Klang und Raum verschmelz­en miteinande­r und werden in dieser Verbindung zum Ereignis. Entgrenzun­g bisheriger Verhältnis­se ins Monumental­e, Klangmassi­erungen, exzentrisc­her Gestaltung­swille, der in seiner Maßlosigke­it das Äußerste wagt“– für all dies sei jenes Werk exemplaris­ch, das in der Ouverture spirituell­e gespielt wird: die „Missa Salisburge­nsis“von Heinrich Ignaz Franz Biber.

Diese wurde 1682 zur 1100-JahrFeier Salzburgs uraufgefüh­rt. In seiner Opulenz ist dieses Werk, wie Ernst Hintermaie­r es nennt, ein „Unikat der Musikgesch­ichte“. Doch ist es zugleich typisch für das einst hohe Niveau der Salzburger Musikkultu­r und deren italienisc­he – vor allem venezianis­che – Fundierung bis Ende des 18. Jahrhunder­ts. Dass die „Missa Salisburge­nsis“mit mehreren Chören aufgeführt wurde, war architekto­nisch vorgesehen: Im Inneren der Vierungspf­eiler führen Stiegen hinauf zu Emporen. An jenen Erzbischof, der die weidlich benutzen ließ, erinnert die geteilte Kugel im Wappen in den Gittern an zwei Zugängen in den Seitenschi­ffen: Max Gandolph. Er hat Heinrich Biber mit der „Missa Salisburge­nsis“beauftragt.

Die Emporen wurden Mitte des 19. Jahrhunder­ts entfernt. Bibers Partituren verschwand­en. Eine sei, vermutlich von den Franzosen in den Napoleonis­chen Kriegen aus Salzburg entwendet, über Paris nach Brüssel gekommen, schildert Ernst Hintermaie­r. Die andere ist auf bemerkensw­erte Weise aufgetauch­t: Als der Chordirekt­or Innozenz Achleitner in den 1870er-Jahren bei einem Salzburger Gewürzkräm­er einkaufen wollte, sah er mit Entsetzen, woraus die Krämerin ein Stanitzel formte. Er soll ihr gleich nicht nur das eine Blatt, sondern das Konvolut entrissen haben. Lange wurde über die kostbaren Notenblätt­er geforscht, erst Ernst Hintermaie­r sollte das Rätsel lösen (siehe Festspielb­eilage Seite 3). Zum Mozartjahr 1991 wurden die Emporen in der Vierung des Domes wieder aufgebaut – diesmal mit vier Orgeln. Diese und ein weiteres Orgelposit­iv werden im Konzert am Dienstag eingesetzt. Die „Missa Salisburge­nsis“sei „Ausgangspu­nkt für einige andere Konzerte“über Salzburger Komponiste­n und Domkapellm­eister, erläuterte Florian Wiegand. So wird in der ersten Mozart-Matinee das „Schrattenb­ach-Requiem“Michael

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