Salzburger Nachrichten

Melzers heroischer Kampf in Kitz blieb unbelohnt

- KITZBÜHEL.

Kitzbühel hat am Freitagabe­nd einen wahren Tennis-Krimi erlebt. „Nur“das Happy End aus östereichi­scher Sicht hat gefehlt. Denn Gerald Melzer lieferte sich mit dem Italiener Paolo Lorenzi einen heroischen Kampf über 2:53 Stunden, wehrte dabei rekordverd­ächtige zwölf (!) Matchbälle ab und stand vor rund 5000 Zuschauern nach dem 6:7(4), 6:7(13) letztlich doch als Verlierer da. Das Endspiel schien mehr als möglich, dennoch kann der 26-jährige Niederöste­rreicher auf die beste Woche seiner Karriere stolz sein.

„Im Endeffekt bin ich an meinen Nerven gescheiter­t. Jedes Mal, wenn ich die Chance hatte das Match in meine Richtung zu lenken, habe ich einen Blödsinn gemacht“, zeigte sich der jüngere Bruder von Jürgen Melzer in der ersten Emotion sehr selbstkrit­isch. Tatsächlic­h hatte auch er selbst bereits im ersten Satz bereits vier Satzbälle, allein drei bei 5:3, 40:0. Im zweiten Durchgang wurde das Match auf dem abermals sehr gut gefüllten Center Court wegen einem Gewitter für zwei Stunden unterbroch­en.

Die Geduld der Zuschauer wurde dann aber mit einem wohl einmalig dramatisch­em Schlagabta­usch belohnt. Auf der einen Seite ein spielbesti­mmender Melzer, auf der anderen eine fast fehlerlose „Gummiwand“, die auch die aussichtsl­osesten Bälle zurück spielte. „Er hat oft mit drei km/h zehn Meter übers Netz gespielt, war am Ende aber der Konstanter­e und hat einfach die eine Chance mehr genützt“, sagte ein ironischer Melzer, der seinerseit­s „17.000 vergebene Chancen“beklagte. Zwei Mal war er in einem mitreißend­en Tiebreak nur einen Punkt vom Satzausgle­ich entfernt.

Nach der ersten Enttäuschu­ng über das Ende des Traums vom Heim-Triumph strich der neue Top100-Spieler aber auch das Positive hervor: „Es war einfach nur geil, vor so einer Kulisse zu spielen. Ich hoffe, dass ich das noch öfter erleben kann.“Wenn er dieses Niveau zumindest hält, dürfte dieser Wunsch in Erfüllung gehen.

Damit kommt es nun heute, Samstag (13 Uhr/live ORF eins), zu einem Sensations­finale zwischen Lorenzi und Nikoloz Basilaschw­ili, der als erster Georgier in einem Endspiel auf der ATP-Tour steht. Zwei Österreich­er gibt es jedenfalls im Doppelfina­le zu sehen. Dominic Thiem und Dennis Novak zogen durch einen 1:6, 7:6 (3), 10:5-Sieg über Jonathan Erlich/Santiago Gonzalez (ISR/MEX) ins Endspiel ein. Dort trifft das Duo auf Wesley Koolhof/Matwe Middelkoop. Die an Nummer eins gesetzten Niederländ­er hatten James Cerretani/Philipp Oswald (USA/AUT) mit 6:3, 6:7 (6), 10:3 ausgeschal­tet.

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BILD: SN/GEPA Gerald Melzer lieferte sich mit Paolo Lorenzi einen Schlagabta­usch.

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