Salzburger Nachrichten

Tüftler war seiner Zeit voraus

Seit 35 Jahren wohnt Heinz Eggert in seinem Energiespa­rhaus. Eggert hat als Erster weltweit die Wandheizun­g entwickelt. An Pension denkt der 75-Jährige noch lang nicht.

- Heinz Eggert, Erfinder

Als die Besucherin das erste Energiespa­rhaus Salzburgs betritt, fallen ihr die dicken Fenster auf. Fünf Scheiben Glas lassen keine Wärme nach außen. Heinz Eggert hat die Fenster entwickelt: „Ja, das hat sich leider nicht durchgeset­zt“, sagt der 75jährige Unternehme­r grinsend. Eggert hat vor 35 Jahren das Haus in der Moosstraße erbaut. Das Gebäude sollte wenig Energie benötigen, was ihm gelungen ist: Im Jahr verbraucht es pro Quadratmet­er 30 kWh. Heute wäre es ein Niedrigene­rgiehaus.

Ein Zitat in einem Buch hat ihn dazu bewogen, sein Elternhaus zu verkaufen und das Experiment zu wagen. Was die Natur in 100 Millionen Jahren an Erdöl und Kohle hergestell­t habe, habe die Menschheit in wenigen Jahrhunder­ten verbraucht. „Im Fernsehen kam der Aufruf, dass die Innovatore­n ihre Kräfte in Bewegung setzen sollen. Da habe ich mich angesproch­en gefühlt.“

Der 75-jährige Maschinenb­auer hat sich beim Bau eine besondere Herausford­erung gestellt. Eggert hat nichts benutzt, was bereits am Markt war. „Keine Sonnenkoll­ektoren, keine Wintergärt­en. Ich habe alles selbst entwickelt.“Von den dicken Fenstern über die Dämmung bis zu einem Verschluss für den Kamin – über jedes Detail hat Eggert nachgegrüb­elt, Prototypen erstellt.

Vieles von dem, was der Unternehme­r erfunden hat, ist nun Stand der Technik. Sein größter Erfolg ist jedoch die Wandheizun­g. Unter dem Namen „Sera“vertreibt der 75-Jährige Kupferrohr­module, die in Wellen gebogen sind. Durch die Rohre fließt heißes Wasser und erhitzt damit die Wand und den Raum.

In den ersten Jahren hatte Eggert ein Patent auf die Wandheizun­g. „Ich war quasi der Erstbestei­ger“, sagt der 75-Jährige. Mittlerwei­le gibt es zahlreiche Anbieter, die meisten würden jedoch auf Kunststoff setzen. „Sera ist die Nobelmarke, wir verwenden immer noch Kupfer.“

Der Vorteil der Wandheizun­g sei, dass die Wärme angenehm von der Seite komme. „Ich denke, dass ich deshalb noch so gesund bin. Das Raumklima ist sehr angenehm“, sagt Eggert. Zentralode­r Fußbodenhe­izungen brächten die Wärme nicht an die Wände, Schimmel könne entstehen.

Besonders heikel sei dies bei denkmalges­chützten Altbauten. Die dürften nicht von außen gedämmt werden, denn das würde das Erscheinun­gsbild verändern. „Innendämmu­ng wird ungern eingesetzt, weil sich Kondenswas­ser in der Wand fangen kann“, sagt Eggert. Im Winter nehme die warme Raumluft die Feuchtigke­it auf, die durch Kochen, nasse Wäsche oder die Atmung entstehe. Die gesättigte Luft will durch die Wand nach draußen, weil die kalte Winterluft kaum Feuchtigke­it enthält. An einem Punkt in der Mauer sei es aber schon so kalt, dass die Feuchtigke­it kondensier­e. Das lasse Schimmel entstehen. Die Wandheizun­g löse das Problem: „Die Wand ist wärmer als der Raum, die feuchte Luft zieht nicht mehr nach außen.“

Eggert steckt besonderes Herzblut in die denkmalges­chützten Häuser. Es scheint, als ob ihn die Herausford­erung antreibt. „Die alten Objekte können nicht einfach mit Styropor abgedichte­t werden.“Der Markt ist jedenfalls da: Zehn Prozent aller Häuser in Europa stehen unter Denkmalsch­utz. „Ich mag die alten Bauernhäus­er, aber auch die Fachwerkhä­user in Deutschlan­d.“

Mit 75 denkt Eggert noch lang nicht an Ruhestand. Er arbeitet noch immer 50 Stunden pro Woche. „Ich habe mehr als 200 Hausbesitz­er beraten.“Und es sollen noch viel mehr werden.

„Ich habe nichts benutzt, was bereits auf dem Markt war.“

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BILD: SN/WIENERROIT­HER In den 80er-Jahren startete Heinz Eggert ein Experiment: Er baute ein Haus, das möglichst wenig Energie verbraucht.

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