Wer bremst die Gewaltspirale im Internet?
Terroristen und Amokläufer haben im Internet zu viele Möglichkeiten, um ihr Unwesen treiben zu können. Höchste Zeit zum Handeln.
Amokläufer und Terroristen verfolgen mit ihrem Morden ähnliche Ziele, auch wenn eine unterschiedliche Ideologie dahinterstecken mag. Immer geht es aber darum, Angst und Schrecken zu verbreiten, eine Gesellschaft zu destabilisieren, sich selbst unsterblich zu machen. Daher ist es gar nicht so erheblich, ob der Wahnsinn in München einen islamistischen Hintergrund hatte wie nur wenige Tage zuvor in Nizza oder Würzburg. Entscheidend ist vielmehr die Frage, was diese Mörder befeuert und wie die Gesellschaft bessere Strategien dagegen entwickelt.
Der Krieg spielt sich dabei auch immer stärker im Internet und in den sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter ab. Ganz gezielt haben Islamisten in den vergangenen Jahren Computerexperten rekrutiert, die darauf spezialisiert sind, über das Internet Menschen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren oder terroristische Anschläge zu koordinieren.
Und auch der Attentäter von München hat sich offenbar ein Jahr lang großteils im Internet auf seinen Mordanschlag vorbereitet. Er hat sich die Waffe im sogenannten Darknet besorgt, er hatte sich viele Gewaltvideos und Texte des norwegischen Amokläufers Anders Breivik heruntergeladen und Menschen via Facebook zum Tatort gelockt. Gleichzeitig zeigt der Amoklauf in München, wie die Polizei über digitale Kanäle die Menschen zwar warnen konnte, auf der anderen Seite aber auch Menschen durch viele Falschmeldungen in sozialen Netzwerken die Sicherheitsbehörden in die Irre geführt haben.
Wir leben heute in einer Medienwelt, die nicht mehr nur aus Zeitungen, Radio und Fernsehen besteht. Digital sind wir 24 Stunden am Tag weltweit live dabei, im positiven wie im negativen Sinn.
Für die klassischen Medien gibt es klare gesetzliche und selbst auferlegte Regeln, um Seriosität und Richtigkeit von Nachrichten zu garantieren. Auch das schließt nicht jeden Missbrauch aus. Aber im Internet können sich die Betreiber noch immer zu leicht und sanktionslos auf den Standpunkt zurückziehen, sie stellten ja nur die Plattform für Kommunikation zur Verfügung, verantwortlich seien sie aber nicht zu machen für das, was dort vor sich gehe.
Nicht nur angesichts der jüngsten dramatischen Ereignisse werden daher die Forderungen immer lauter, Terror und Gewalt im Internet die Bühne zu entziehen. Ohne dabei Freiheiten beschneiden zu müssen, wird es nicht gehen. Aber grenzenlos kann Freiheit ohnehin nicht sein. Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des anderen bedroht wird.