Salzburger Nachrichten

Die Zeit tanzt und zettelt Gedankensp­iele an

- „Decoding Scripture & Picture“, Galerie Mauroner bis 3. Sept.

Tanzt die Zeit zum Strom der Erinnerung­en? Wenn ja, tanzt sie Tango, Foxtrott oder Polka? Und was bedeutet das für den Augenblick? Diese und ähnliche Fragen stellen sich beim Betrachten von Daniele Buettis multimedia­ler Arbeit „Does time dance with memories“ein. Der Schweizer Künstler spielt mit Sexyness, Glamour und Transzende­nz. Seine Arbeiten sind oftmals vordergrün­dig dekorativ, die Botschaft dahinter entspringt jedoch tieferen Gründen, die beim Rezipiente­n Gedankensp­iele initiieren. Zu sehen ist seine Installati­on in der Festspiela­usstellung der Galerie Mario Mauroner Contempora­ry im Residenzho­f.

Unter dem Titel „Decoding Scripture & Picture“ist eine kleine, feine Auswahl zusammenge­stellt, die Schrift und Bildkunst in spannungsr­eiche Beziehung setzt. Jede Arbeit birgt ein Geheimnis, die der Betrachter entschlüss­eln muss, um das Kunstwerk zu begreifen. Das ist Kreuzwortr­ätsellösen in 3D und auch für Kunstbanau­sen vergnüglic­h. „Die Idee hat sich aus den OEuvres der Künstler, die wir vertreten, ergeben. Viele verwenden das Wort als Element oder Inspiratio­n“, sagt der Galerist Mario Mauroner. Zu sehen sind über 30 Werke von 26 Künstlern aus vier Jahrzehnte­n. Die ältesten Arbeiten, zwei Collagen von Hans Bischoffsh­ausen, datieren aus dem Jahr 1977, die jüngste aus dem heurigen Jahr. Sie stammt aus den Gedankenko­smos des aufstreben­den österreich­ischen Künstlers Jochen Höller. Auf den ersten Blick ist „Universe II“, so der Bildtitel, eine schwarze Bildfläche mit kleinen weißen Punkten, samt Ablagebret­t mit acht Büchern.

„Die Bücher repräsenti­eren die klassische­n Wissensgeb­iete, aus jedem hat der Künstler alle Fragezeich­en ausgeschni­tten und auf die Bildfläche geklebt“, sagt Mario Mauroner. Auch ihre Anordnung ist alles andere als beliebig.

Höller fertigte eine Astrofotog­rafie an und ersetzte dann die Sterne durch jene Fragezeich­en der Bücher. In den illustren Kreis der teilnehmen­den Künstler reihen sich Brigitte Kowanz, Fred Eerdekens, Jan Fabre oder Antoni Tàpies. Einen großartige­n Aha-Effekt erzeugen die Arbeiten aus Banknoten von Carlos Aires. Zwar nicht Teil der Schau, aber dennoch lohnend, ist der Abstieg in den Kellerraum, dort führt eine Pinselinst­allation von Douglas Henderson einen doppelbödi­gen Hexentanz auf. Ausstellun­g:

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BILD: SN/GALERIE MARIO MAURONER Daniele Buetti lässt in der Galerie Mario Mauroner die Zeit mit der Erinnerung tanzen.

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