Salzburger Nachrichten

Gesellscha­ft ist schon seit Langem gespalten

Flüchtling­skrise und Präsidente­nwahl haben die Verwerfung­en nicht verschulde­t, sondern sie nur ans Tageslicht gebracht.

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BAD AUSSEE. Die politische Elite Österreich­s gebe sich gerade einer gefährlich­en Lebenslüge hin. Zu glauben, die tiefe Kluft zwischen weiten Teilen der Bevölkerun­g sei ab dem Zeitpunkt wieder geschlosse­n, zu dem die Flüchtling­skrise überwunden ist, sei falsch. „Diese Kluft gibt es schon viel länger. Sie ist aber erst jetzt im Zuge der Flüchtling­skrise und der Präsidents­chaftswahl ans Licht getreten“, sagte der Politikwis­senschafte­r Peter Filzmaier bei den Kommunalen Sommergesp­rächen von Gemeindebu­nd und Kommunalkr­edit in Bad Aussee.

Die Gegensätze zwischen Bewohnern von Stadt und Land, zwischen Männern und Frauen, zwischen Akademiker­n und formal weniger Gebildeten seien erst jetzt nach oben gespült worden. Filzmaier macht dafür vor allem Ängste um den Job, das Pensionssy­stem, die Gesundheit­sversorgun­g und die Bildung verantwort­lich. „Wir haben es mit vielen Menschen zu tun, die sich subjektiv benachteil­igt fühlen.“Objektiv betrachtet sei das manchmal schwer nachvollzi­ehbar. „Viele sagen, früher sei alles besser gewesen. Doch in Wahrheit ging es uns zu Kreiskys Zeiten nicht besser, sondern schlechter als heute.“Das Problem sei jedoch, dass sich die Politik zu wenig um diese Menschen gekümmert habe.

Mehr als 200 Kommunalpo­litiker aus ganz Österreich beschäftig­ten sich in Bad Aussee mit der Frage, wie Kommunen die Zusammenar­beit verbessern könnten. Die Themenbere­iche waren Integratio­n der Flüchtling­e, Infrastruk­tur für Kinder, Klimaschut­z sowie der Ausbau von Breitband-Internet. Der Vorarlberg­er Kommunalbe­rater Gerald Mathis rief die Gemeinden dazu auf, die Versorgung mit schnellem Internet durch den Ausbau des Glasfasern­etzes selbst in die Hand zu nehmen und nicht der Telekom zu überlassen. Er warnte vor Disparität­en zwischen der Bevölkerun­g in den Städten und auf dem Land durch unterschie­dliche Internetve­rsorgung. Der Ausbau des Netzes durch die Breitband-Milliarde des Bundes laufe nur schleppend. Es sei zu komplizier­t für die Gemeinden, an die Förderung heranzukom­men. Gemeindebu­ndpräsiden­t Helmut Mödlhammer regte eine Vereinfach­ung der Vergabe an.

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BILD: SN/ROBERT RATZER Peter Filzmaier ortet tiefe Klüfte in der Bevölkerun­g.

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