Die One-Man-Show des Lewis Hamilton
Vier Monate durfte sich Nico Rosberg an der Spitze der WM sonnen, jetzt droht dem Titelkampf der Formel 1 ein kompletter Verlust der Spannung.
Der Mann degradierte sogar den Teamkollegen im gleichwertigen Material zum Statisten: Lewis Hamilton verließ am Sonntag den Hungaroring vor überraschend vielen Zuschauern (rund 70.000) als neuer Führender der Formel-1-WM, um bei einem Abendessen in Budapest „nicht zu heftig zu feiern“. Immerhin gebe es schon am kommenden Sonntag den nächsten Lauf.
Es war eine schallende Ohrfeige, die Hamilton seinem MercedesMitstreiter Nico Rosberg eine Woche vor dessen Heimrennen auf dem Hockenheimring symbolisch verpasste. Er ließ ihn nach dem Start eiskalt zurück. Rosberg wollte als Mann auf der Pole Position zumindest seinen Ein-Punkt-Vorsprung in der WM verteidigen. Der Brite fuhr seinem fünften Sieg in Ungarn scheinbar spielerisch entgegen und löste hier Michael Schumacher als Rekordsieger ab.
Auch wenn Rosberg einige Male in Hamiltons Nähe kam – eine echte Überholchance hatte der Deutsche nicht. Zudem war schon Rosbergs Trainingsbestzeit umstritten. Während seiner schnellsten Runde hatte es wegen eines Drehers von Fernando Alonso im McLaren-Honda doppelt geschwenkte gelbe Flaggensignale gegeben. Das bedeutet zum Anhalten bereit sein. Die Rennkommissare berieten am Samstag bis in die Nachtstunden. Offenbar war Othmar Behr berichtet für die SN aus Budapest Rosberg doch so vom Gas gegangen, dass er keine Strafe ausfasste. Hamilton verkündete süffisant, dass er nach Erkennen der Signale seine schnelle Runde sofort abgebrochen habe. Womöglich hätte sonst er die Pole Position erkämpft. Außerdem forderte der Brite klarere Regeln für das Verhalten bei doppelt geschwenkten Signalen.
Rosberg blieb nichts anderes übrig, als kleinlaut zuzugeben, dass er schlecht weggekommen sei und alles darangesetzt habe, „Lewis unter Druck zu setzen“. Immerhin habe er in Kurve zwei Daniel Ricciardo wieder einfangen können.
Dieser Daniel Ricciardo bescherte seinem Red Bull Team wie im Vorjahr Platz drei in Budapest. „Vor zwei Jahren habe ich hier gewonnen, aber heute ist auch ein schöner Tag für das Team. Ich hatte starken Druck von Vettel, aber blieb vorn“, sagte der Australier. In der Teamwertung rückten die drittplatzierten Bullen bis auf einen Punkt an Ferrari heran. „Das war nichts für schwache Nerven“, meinte RB-Motorsportberater Helmut Marko, „wir haben vom Speed her streckenweise mit Mercedes mithalten können und waren manchmal sogar schneller.“Im Augenblick liegt Red Bull näher an Mercedes als Ferrari, auch wenn Jungstar Max Verstappen einmal funkte, weil er nicht zur Spitze kam: „Ich fahre wie meine Oma.“Er wurde hinter Vettel und vor Räikkönen Fünfter.