Salzburger Nachrichten

Arbeiten, wo andere nur zum Kaffeetrin­ken hinkommen

Coworking liegt voll im Trend. Wer sich kein eigenes Büro leisten kann oder möchte, teilt es sich einfach mit anderen. Drei Salzburger sind zum Arbeiten gemeinsam in ein Café gezogen.

- Außergewöh­nliche Büros

SALZBURG-STADT. Eine Glastür trennt drei Kreative aus der Salzburger Blogger-Szene von ein paar Gästen, die im Schweiger Deli in Itzling Cappuccino löffeln und Kuchen im Glas naschen. „Arbeiten im Kaffeehaus“steht auf der durchsicht­igen Tür. Dahinter wird – für alle gut erkennbar – gearbeitet. Auf einem langen weißen Tisch stehen Laptops. Mappen und Zettel liegen daneben, Handys und Kopfhörer. Draußen rattert die Kaffeemasc­hine, drinnen der Drucker.

Der Raum für das Büro von Eva Krallinger-Gruber (29), ihrem Mann Matthias Gruber (32) und der Kollegin Miriam Kreiseder (25) war ein Teil des Cafés. Mit den neuen Mietern wurde es zum Coworking-Space umgebaut. Das bedeutet, dass unterschie­dliche Menschen zusammenko­mmen, nebeneinan­der arbeiten und dieselbe Infrastruk­tur nutzen. Den Drucker etwa, Strom oder WLAN. Dafür kann man die Miete teilen.

Eva Krallinger-Gruber und Matthias Gruber haben kürzlich ihre Jobs aufgegeben; sie war in einer Agentur, er bei einer Hilfsorgan­isation. Sie stecken hinter dem Blog FRAEULEINF­LORA.AT. In diesem Online-Magazin zeigen und beschreibe­n sie immer wieder, wie man in Salzburg viel für wenig Geld erleben kann: Wo es die schönsten Sonnenunte­rgänge gibt, wie man klettern lernt oder die Prüfungsze­it übersteht. Weil der Blog zur erfolgreic­hen Marke wurde, haben die beiden sich entschiede­n, eine eigene Agentur aufzumache­n. Sie beraten nun zum Beispiel jene, die ihren Online-Auftritt verbessern wollen.

Wie arbeitet es sich am langen Tisch? Matthias Gruber: „Wir brauchen schon mehr Disziplin. Dafür kommen durch das Reden jede Menge kreative Ideen auf. Wir sind ja hier, um etwas weiterzubr­ingen.“Arbeit und Plaudern hielten sich die Waage, schwören die drei Büronachba­rn. Wer sich konzentrie­ren müsse, blende das Umfeld eben aus. „Wenn gute Leute beisammens­itzen, entsteht wahnsinnig viel Energie“, sind sie sich einig. Ideal sei, wenn sich die Berufe in einem CoworkingS­pace ergänzten – zum Beispiel, wenn zu einer Werbeagent­ur Blogger, Programmie­rer, Fotografen oder Texter dazukämen.

Um die vier Stunden verbringt das Paar täglich im Büro, die übrige Zeit sind sie wegen Terminen auswärts unterwegs. Kreiseder ist nur freitags da, die übrigen Tage arbeitet sie als Angestellt­e. Die 25-Jährige hat einen Blog über österreich­ische Musiker. Daheim fehle ihr der Platz zum ruhigen Arbeiten, erklärt sie. Wenn sie für einen Büroplatz Miete zahle, fühle sie sich verpflicht­et, ihn zu nutzen, um beim Schreiben voranzukom­men. „In Salzburg zahlt man 200 bis 300 Euro für ein sehr kleines Büro. Da miete ich lieber tageweise und zahle um die 25 Euro pro Tag“, erzählt sie.

Die Macher von „Fräulein Flora“sehen in ihrem Arbeitspla­tz im Café viele Vorteile. „Das ist eine geile Kulisse für Fotoshooti­ngs, wenn wir Produkte herzeigen wollen“, jubelt Eva Krallinger-Gruber. Außerdem schätzt sie die soziale Komponente, weil immer wieder Menschen vorbeikäme­n und nachschaut­en, was sich am langen weißen Tisch ereigne. Und wenn Menschen für Besprechun­gen in dem Büro hinter der Glastür vorbeikomm­en, ist der profession­ell aufgeschäu­mte Cappuccino schnell zur Hand.

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BILD: SN/HESSENBERG­ER Matthias Gruber, Eva Krallinger­Gruber und Miriam Kreiseder (v. oben) teilen ein Büro.
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