„Kann mich an nichts erinnern“
Schlafwandeln: Das kommt bei Kindern oft vor, manchmal auch bei Erwachsenen. Wie gefährlich das sein kann, weiß Viktoria Schwarz. Die Kajakfahrerin stürzte im Tiefschlaf sieben Meter vom Balkon. Jetzt steht sie wieder voll im Training.
Dieses Jahr wird Viktoria Schwarz nicht vergessen.
Zuerst verpasste sie mit ihrer Kajak-Partnerin ganz knapp die Qualifikation für Olympia in Rio.
Wenige Tage später kam dann dieser seltsame Sturz vom Balkon dazu.
Es passierte in einer Nacht Ende Mai. Da wandelte Viktoria im Schlaf in ihrer Wohnung in Linz herum und ging auf den Balkon. Dann kletterte sie über das Geländer und stürzte sieben Meter hinunter auf einen Rasen. Dabei durchbrach sie das Plexiglasdach einer darunter liegenden Wohnung.
Viktoria brach sich die linke Schulter, das Nasenbein und das rechte Fersenbein.
Noch Glück gehabt
Trotzdem hatte die 31-jährige Profisportlerin noch großes Glück. Ein Sieben-Meter-Sturz könnte auch viel schlimmer ausgehen.
Aber wie konnte das überhaupt passieren?
„Ich kann mich an nichts erinnern. Ich weiß nur, dass ich am Abend Hustensaft genommen habe. Ich kann mir aber nicht erklären, wie das passiert ist. In diesem Ausmaß bin ich nie geschlafwandelt.“
Schlafwandeln: Das ist eine Schlafstörung, die vor allem bei Kindern vorkommt. Das Phänomen tritt normalerweise im ersten Drittel der Nacht auf, meist rund eine Stunde nach dem Einschlafen.
Das Schlafwandeln kann mehrere Jahre anhalten. Meistens hört es in der Pubertät auf – also im Alter zwischen elf und 15 Jahren. In manchen Familien kommt es öfter vor als in anderen. Deshalb gehen Experten davon aus, dass Schlafwandeln zum Teil vererbt wird.
Training für WM
Viel Stress – das fördert ebenfalls die nächtlichen Aktivitäten. Auch Übermüdung und Schlafentzug können zu vermehrtem Auftreten von Schlafwandeln führen.
Erwachsene sind seltener betroffen als Kinder. Schlafwandeln – das gebe es bei ihr in dieser Form sonst nicht, sagt Viktoria. „Ich steh nur manchmal in der Nacht auf, schrecke mich dann und bin munter. Es ist aber nicht so, dass ich da herumgehe.“
Das Erste, woran sie sich nach dem Sturz vom Balkon erinnern konnte: Sie hörte ihren Freund schreien. „Und ich kann mich daran erinnern, dass ich unten den Weg hinaus aus dem Garten gesucht habe.“
Mittlerweile steht sie schon wieder voll im Training. „Ich trainiere ganz normal drei bis vier Stunden am Tag: Krafttraining, Laufen, Kajak.“ Ihre nächsten sportlichen Ziele sind die Weltmeisterschaften und die Europameisterschaften im FlachwasserKajak.
Die Ausbildung zur Volksschullehrerin hat sie so gut wie abgeschlossen. Derzeit steht für sie als Heeressportlerin aber noch immer das Training im Vordergrund. Und der Sturz vom Balkon? Der beschäftigt sie weiterhin. Viktoria hat noch Operationen an der Nase und an der Schulter vor sich. Thomas Hödlmoser