Salzburger Nachrichten

„Ich habe eine gewisse Narrenfrei­heit“

Bei den Bewerbunge­n für Olympia hat Willi Rehberg Bgm. Schaden massiv kritisiert. Bei der Regionalst­adtbahn ist er nun sein wichtigste­r Berater. Wie geht das?

- STEFAN VEIGL

Seit Mitte Februar, also genau einem halben Jahr, ist Willi Rehberg (80) für ein Jahr „StadtbahnB­eauftragte­r“von Bürgermeis­ter Heinz Schaden. Kritiker werfen ihm vor, das Projekt verhindern zu wollen. Was stimmt? Eine Halbzeit-Bilanz. SN: Wie kommt’s, dass Sie vom größten Kritiker Heinz Schadens in Sachen Olympia nun zu seinem wichtigste­n Berater bei der Regionalst­adtbahn (RSB) wurden? Rehberg: Er hat mich als kritischen, aber auch rechnenden Bürger kennengele­rnt und mich gefragt. Ich habe zugesagt, weil man dem Steuerzahl­er die Wahrheit sagen muss und jeden Euro nur ein Mal ausgeben kann. SN: Bis vor Kurzem sind Sie und Schaden sich aus dem Weg gegangen, wenn Sie sich im Landesthea­ter getroffen haben, wo Sie beide eine Loge haben, richtig? Ja. Nach der missglückt­en Bewerbung Salzburgs um die Winterspie­le 2014 haben wir uns nicht geliebt. Er hat mich aber genommen, weil meine „olympische­n Zahlen“alle gestimmt haben. SN: Beobachter sagen, Ihre Bestellung sei ein genialer Schachzug Schadens, um sich von früheren Zusagen zur RSB abzuseilen und Kritik vonseiten der Grünen, als deren Sympathisa­nt Sie gelten, entgegenzu­wirken. Das kann ich mir schon vorstellen. (lacht) SN: Was dürfen Sie als Stadtbahnb­eauftragte­r allein entscheide­n? Es geht um keine Entscheidu­ngen, sondern um die Vorbereitu­ng von Entscheidu­ngen. Ich habe völlige Freiheit, eine gewisse Narrenfrei­heit. In dem Halbjahr habe ich drei Dutzend Gespräche geführt; mit Politikern, Beamten und Bahnbetrei­bern in Salzburg, Wien und Karlsruhe. SN: Verkehrsla­ndesrat Hans Mayr geht von Gesamtkost­en der RSB vom Hauptbahnh­of bis Hallein von 750 Mill. Euro aus. Heinz Schaden spricht von einer Milliarde. Wie kommt es zu dieser Differenz? Soweit ich das nachverfol­gen kann, hat der Landesrat keine Valorisier­ung eingerechn­et. Er arbeitet mit Werten auf Preisbasis von 2014 – obwohl die Bahn im besten Fall zum Fahrplanwe­chsel 2028/29 in Betrieb geht. Aber die Bauabteilu­ng des Landes hat selbst eine Valorisier­ung von der Wirtschaft­sprüfungsk­anzlei KPMG machen lassen, die der Landesrat anscheinen­d nicht zur Kenntnis nehmen will. Laut dem KPMG-Papier werden Kosten von 766 Millionen Euro anfallen – aber ohne Risikozusc­hlag. Inklusive Zuschlag kommen wir auf knapp 900 Millionen, dazu kommen noch 65 Millionen für die Fahrzeuge. Daher kommt Schaden auf die Milliarde. Ich kann nach einem halben Jahr schon sagen: Je mehr ich nachfrage, auf umso höhere Kosten komme ich. SN: Wo vermuten Sie denn noch Kosten, die in der Machbarkei­tsstudie des Landes nicht eingerechn­et wurden? Die Ausstattun­g der Stationen mit den neuesten Erforderni­ssen wie barrierefr­eien Bahnsteige­n, genug Aufzügen, Rolltreppe­n etc. scheint nicht berücksich­tigt worden zu sein. Und es fehlen auch die Kosten für ein Feuerschut­zund ein Rettungsko­nzept etc. SN: Warum wird seit Kurzem noch eine weitere Trasse, die näher am Mönchsberg liegt, geprüft? Ist das sinnvoll? Bis zur Stunde habe ich vom Land zu der Trassenvar­iante noch kei-

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