Salzburger Nachrichten

Der Meisterbri­ef bringt’s: Oft Aufstieg oder Selbststän­digkeit

Institut für Bildungsfo­rschung der Wirtschaft (ibw) liefert erste Belege für häufige Karrieresc­hübe durch die Meisterprü­fung.

- MICHAEL ROITHER

Meister in einem Beruf zu sein, das hört sich gut an. Dass dem auch so ist, diesen Beweis blieben bisherige Studien schuldig: Da ihr keine formale Ausbildung zugrunde liegt, wurde die Meisterqua­lifikation in den Bildungsst­atistiken bislang nicht oder nur ungenau erfasst. Macht der Meisterbri­ef wirklich erfolgreic­her? Das ibw legt dazu nun erste Daten vor, basierend auf einer Befragung von Absolvente­n im Auftrag der Wirtschaft­skammer.

Die wichtigste Erkenntnis: „Als Folge der Meisterprü­fung steigen Absolvente­n, die ihr fachliches Fundament mehrheitli­ch im Rahmen einer facheinsch­lägigen Erstausbil­dung und einer betrieblic­hen Praxis erworben haben, sehr häufig in höhere Positionen mit mehr Leitungs- und Entscheidu­ngsbefugni­ssen auf. Viele von ihnen machen sich aber auch durch Neugründun­g oder Betriebsüb­ernahme selbststän­dig“, betonen die Studienaut­oren Sabine Tritscher-Archan und Kurt Schmid.

Mehr als 700 Meister wurden befragt, die Hauptergeb­nisse sind ermutigend für alle, die zum Meister werden wollen: 82 Prozent der Meister kommen aus der klassische­n Lehre, 88 Prozent haben ihre Grundausbi­ldung facheinsch­lägig gemacht. Die Lehre im Meisterfac­h ist somit die beste Grundlage zum Meisterbri­ef. Das Durchschni­ttsalter der Meister ist 29,7 Jahre, die meisten sind rund zehn Jahre in der Praxis tätig, wenn sie den Meisterbri­ef erwerben.

Obwohl nicht verpflicht­end, besuchten 87 Prozent der Meister Vorbereitu­ngskurse – um mehr Sicherheit und Selbstvert­rauen zu tanken und sich genauer auf den Stoff vorzuberei­ten. Mit den Kursen sind sie zufrieden – Unverständ­nis gibt es nur gegenüber den für sie zu hohen Kosten, während Universitä­t und Fachhochsc­hule in der Regel kostenlos oder sehr günstig sind. Die Erfolgsquo­te der motivierte­n Meisterkan­didaten ist hoch: Drei Viertel schaffen die fünf Modulprüfu­ngen auf Anhieb.

Was erwarten sich die angehenden Meister von ihrem Abschluss? Am häufigsten fachliche Weiterqual­ifizierung (76 Prozent) und Höherquali­fizierung (67 Prozent), „insbesonde­re zur Sicherung der Arbeitsmar­ktstellung bzw. zur Schaffung eines ‚Startvorte­ils‘ im Falle eines Jobwechsel­s“. Erwartunge­n, die mit dem Thema „Selbststän­digkeit“in Zusammenha­ng stehen, rangieren laut Studie an zweiter Stelle. Diese werden zwar auch häufig genannt, stehen aber nicht – wie man vermuten könnte – ganz oben auf der Motivliste. Rund 47 Prozent geben an, dass sie mit der Prüfung die Basis schaffen wollten, um sich später selbststän­dig zu machen. 14 Prozent haben die Absicht, den Familienbe­trieb zu übernehmen. An die Meisterqua­lifikation knüpfen sich auch Erwartunge­n über Karriereop­tionen. Mehr als 34 Prozent wollen ihre Position im Unternehme­n verbessern oder sichern.

Der vierte Bereich, mit dem Erwartunge­n an die Meisterprü­fung verbunden sind, ist das gesellscha­ftliche Ansehen. „Rund ein Drittel der Befragten hat die Erhöhung des sozialen Status als Beweggrund für die Absolvieru­ng genannt“, heißt es in der Studie.

Wurden die Erwartunge­n erfüllt? Laut ibw gibt es enorm hohe „Erfüllungs­grade“, vor allem in Richtung Selbststän­digkeit (96 Prozent). Knapp 60 Prozent blieben nach der Meisterprü­fung in demselben Unternehme­n, der Rest hat gewechselt, wobei sich 20 Prozent selbststän­dig gemacht haben. Mehr als 35 Prozent der „Wechsler“haben aufgrund der Prüfung in einem anderen Betrieb eine bessere berufliche Position erhalten, 23 Prozent ein höheres Gehalt.

In Summe zeigen die Studienerg­ebnisse, dass sich bei 60 Prozent der „neuen Meister“die berufliche Stellung verändert hat. Rund drei Viertel bekleiden eine Führungsfu­nktion und 43 Prozent geben an, dass es ein Einkommens­plus gab.

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