Der Meisterbrief bringt’s: Oft Aufstieg oder Selbstständigkeit
Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) liefert erste Belege für häufige Karriereschübe durch die Meisterprüfung.
Meister in einem Beruf zu sein, das hört sich gut an. Dass dem auch so ist, diesen Beweis blieben bisherige Studien schuldig: Da ihr keine formale Ausbildung zugrunde liegt, wurde die Meisterqualifikation in den Bildungsstatistiken bislang nicht oder nur ungenau erfasst. Macht der Meisterbrief wirklich erfolgreicher? Das ibw legt dazu nun erste Daten vor, basierend auf einer Befragung von Absolventen im Auftrag der Wirtschaftskammer.
Die wichtigste Erkenntnis: „Als Folge der Meisterprüfung steigen Absolventen, die ihr fachliches Fundament mehrheitlich im Rahmen einer facheinschlägigen Erstausbildung und einer betrieblichen Praxis erworben haben, sehr häufig in höhere Positionen mit mehr Leitungs- und Entscheidungsbefugnissen auf. Viele von ihnen machen sich aber auch durch Neugründung oder Betriebsübernahme selbstständig“, betonen die Studienautoren Sabine Tritscher-Archan und Kurt Schmid.
Mehr als 700 Meister wurden befragt, die Hauptergebnisse sind ermutigend für alle, die zum Meister werden wollen: 82 Prozent der Meister kommen aus der klassischen Lehre, 88 Prozent haben ihre Grundausbildung facheinschlägig gemacht. Die Lehre im Meisterfach ist somit die beste Grundlage zum Meisterbrief. Das Durchschnittsalter der Meister ist 29,7 Jahre, die meisten sind rund zehn Jahre in der Praxis tätig, wenn sie den Meisterbrief erwerben.
Obwohl nicht verpflichtend, besuchten 87 Prozent der Meister Vorbereitungskurse – um mehr Sicherheit und Selbstvertrauen zu tanken und sich genauer auf den Stoff vorzubereiten. Mit den Kursen sind sie zufrieden – Unverständnis gibt es nur gegenüber den für sie zu hohen Kosten, während Universität und Fachhochschule in der Regel kostenlos oder sehr günstig sind. Die Erfolgsquote der motivierten Meisterkandidaten ist hoch: Drei Viertel schaffen die fünf Modulprüfungen auf Anhieb.
Was erwarten sich die angehenden Meister von ihrem Abschluss? Am häufigsten fachliche Weiterqualifizierung (76 Prozent) und Höherqualifizierung (67 Prozent), „insbesondere zur Sicherung der Arbeitsmarktstellung bzw. zur Schaffung eines ‚Startvorteils‘ im Falle eines Jobwechsels“. Erwartungen, die mit dem Thema „Selbstständigkeit“in Zusammenhang stehen, rangieren laut Studie an zweiter Stelle. Diese werden zwar auch häufig genannt, stehen aber nicht – wie man vermuten könnte – ganz oben auf der Motivliste. Rund 47 Prozent geben an, dass sie mit der Prüfung die Basis schaffen wollten, um sich später selbstständig zu machen. 14 Prozent haben die Absicht, den Familienbetrieb zu übernehmen. An die Meisterqualifikation knüpfen sich auch Erwartungen über Karriereoptionen. Mehr als 34 Prozent wollen ihre Position im Unternehmen verbessern oder sichern.
Der vierte Bereich, mit dem Erwartungen an die Meisterprüfung verbunden sind, ist das gesellschaftliche Ansehen. „Rund ein Drittel der Befragten hat die Erhöhung des sozialen Status als Beweggrund für die Absolvierung genannt“, heißt es in der Studie.
Wurden die Erwartungen erfüllt? Laut ibw gibt es enorm hohe „Erfüllungsgrade“, vor allem in Richtung Selbstständigkeit (96 Prozent). Knapp 60 Prozent blieben nach der Meisterprüfung in demselben Unternehmen, der Rest hat gewechselt, wobei sich 20 Prozent selbstständig gemacht haben. Mehr als 35 Prozent der „Wechsler“haben aufgrund der Prüfung in einem anderen Betrieb eine bessere berufliche Position erhalten, 23 Prozent ein höheres Gehalt.
In Summe zeigen die Studienergebnisse, dass sich bei 60 Prozent der „neuen Meister“die berufliche Stellung verändert hat. Rund drei Viertel bekleiden eine Führungsfunktion und 43 Prozent geben an, dass es ein Einkommensplus gab.