In Kolumbien schweigen endlich die Waffen
Der längste Bürgerkrieg Lateinamerikas geht zu Ende. Guerilla und Regierung haben Frieden geschlossen.
Nach vier Jahren ist es geschafft. Die kolumbianische Regierung und die FARC, die dienstälteste Guerillatruppe der Welt, gaben am Donnerstag eine „abschließende, umfassende und endgültige“Friedenseinigung bekannt. Selten ist die Bezeichnung „historisch“so gerechtfertigt. Kolumbien war Schauplatz des längsten und letzten Bürgerkriegs in Lateinamerika. Sein Ende bewegt die Menschen auch über die Grenzen des Landes hinaus. Der in der kubanischen Hauptstadt Havanna ausverhandelte Vertrag soll das längst überfällige Ende eines dramatischen Anachronismus besiegeln; eines Kriegs, der längst die eigentlichen Ziele aus den Augen verloren hatte und nur noch zur Erhaltung seiner selbst geführt wurde. Viele der Forderungen der Guerilla sind heute so aktuell wie 1964, als sich eine Bauernguerilla namens „Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens“(FARC) gegen die Landverteilung und die herrschenden Besitzverhältnisse erhob. Aber inzwischen gibt es andere, zivilisierte Formen, für die gerechte Sache zu kämpfen.
Zwei gescheiterte Friedensversuche hat Kolumbien schon hinter sich. Sie führten nur dazu, dass es noch mehr Tote gab. 1985 wurde die Unión Patriótica (UP) als politischer Arm der FARC im Zuge der Verhandlungen mit der Regierung von Belisario Betancur gegründet. Aber in den Folgejahren ermordeten ultrarechte Todesschwadronen rund 3000 Führer und Anhänger der UP. Daher kann man die Rebellen verstehen, wenn sie erst ganz zum Schluss die Waffen abgeben wollen. Die Einigung wird zwar das Ende des Blutvergießens bringen, ist aber erst der Anfang des Friedensprozesses in Kolumbien. Das Land beklagt 220.000 Tote und sieben Millionen Vertriebene. Zwei Generationen kennen nur Waffen und Drogen, haben nie etwas anderes gelernt, als Krieg zu führen. Ihnen gilt es neue Perspektiven aufzuzeigen. Die internationale Gemeinschaft wird helfen müssen, es muss Einkommensmöglichkeiten für all diese Menschen geben, die bisher nicht zuletzt auch vom Handel mit Rauschgift gelebt haben.
Und man wird Leute wie den Ex-Präsidenten und Hardliner Álvaro Uribe, die nach wie vor gegen einen Frieden agitieren, mit Argumenten entwaffnen müssen. Das letzte Wort hat das Volk. Am 2. Oktober sind die Kolumbianer zu einem Referendum aufgerufen. Erst wenn sie Ja sagen, wird der Friedensvertrag Wirklichkeit. „Lasst uns aus unserer Nation das Land machen, von dem wir immer geträumt haben: ein Land in Frieden“, sagte Präsident Juan Manuel Santos in Bogotá. Möge es gelingen.