Austro-Schnittstelle gegen das Verbrechen
Kriminelle kennen keine Grenzen mehr. Wie das rot-weiß-rote Verbindungsbüro bei Europol den Kampf dagegen unterstützt.
Wer in das Büro von Roman Plank will, fühlt sich ein wenig wie in einem Agentenfilm. Zutritt erhält nur, wer einen speziellen Ausweis und eine besondere Begleitperson hat. Eine, deren Handabdruck den Scan der mehrfach gesicherten Drehtür aktiviert.
Plank arbeitet im österreichischen Verbindungsbüro der europäischen Polizeibehörde Europol in Den Haag. Im lichtdurchfluteten Glasbüro bekommt man schnell Heimatgefühle: Rot-weiß-rote Fahnen und Bilder von Österreich zieren die Einrichtung.
Plank und seine Kollegen sind zuständig für den Austausch von Informationen zwischen Österreich, EU-Mitgliedsstaaten, Drittstaaten und Europol. Kurz: eine Schnittstelle zwischen österreichischer und europäischer Polizeiarbeit. Gleichzeitig werden die Informationen mit Europol geteilt, um Verbindungen zu anderen bereits laufenden Ermittlungen herzustellen und weitere Analysen durchzuführen.
Der 45-Jährige nennt ein Beispiel: In Wien entdecken Ermittler in einem Fall von Kinderpornografie eine Spur nach Italien. Plank erhält von den österreichischen Kollegen ein E-Mail, geht mit den Informationen einige Türen weiter zu seinem italienischen Kollegen. Dieser wendet sich mit den Daten an die Kollegen in seiner Heimat und meldet diese Informationen zurück an das österreichische Desk – wie die Verbindungsbüros auch genannt werden. Plank leitet die Erkenntnisse schließlich nach Wien weiter. „Es geht um diese rasche Weitergabe von ermittlungswichtigen Erkenntnissen. Man kann sich das wie einen Informationskanal vorstellen, der einen enormen Mehrwert erzeugt“, sagt der Niederösterreicher. Zwischen 20 und 30 Anfragen beschäftigen Plank und sein Team täglich. Daneben kommt es auch immer wieder zu operativen Treffen mit anderen Ermittlern.
Jeder der 28 EU-Mitgliedsstaaten verfügt dabei über ein Verbindungsbüro in der Europol-Zentrale in Den Haag. Dazu kommen Büros aus Albanien, Kolumbien, Australi- en, Montenegro, der Schweiz, Kanada, Island, Moldawien, Norwegen, Mazedonien, der Türkei und den USA.
Kein eigenes Desk, aber operative Kontakte existieren des Weiteren zu Monaco, Serbien und Liechtenstein. Das österreichische Verbindungsbüro besteht seit der Gründung von Europol im Jahr 1999. Welche Themen die rot-weiß-roten Vertreter in den Niederlanden am meisten beschäftigen? Plank muss nicht lang überlegen. „Illegale Migration, Drogen, Cybercrime, Raub, Einbruch, Betrug und immer mehr Terror“, lautet die Antwort. Darum verstärkt auch seit September ein Kollege des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung das österreichische Team in Holland. Entsendet werden die österreichischen Beamten für die Dauer von vier Jahren – mit der Möglichkeit auf Verlängerung.
„Die internationale Zusammenarbeit macht den Job hier so spannend. Die Täter kennen keine Grenzen mehr, darum ist es umso wichtiger, dass die Polizei verstärkt auf einen übergreifenden Informationsaustausch setzt“, sagt Plank.
„Rasche Weitergabe von Erkenntnissen“ Roman Plank, Europol