Salzburger Nachrichten

Er ist nicht nur da, wenn die Stimme versagt

- hb

SALZBURG. Seit 20 Jahren ist Josef Schlömiche­r-Thier Stimmund Hausarzt der Salzburger Festspiele. Er genießt bei den Künstlern hohes Vertrauen. Alle zwei Jahre veranstalt­et er auch mit seinem internatio­nal vernetzten Austria Voice Institute Fachsympos­ien; an diesem Wochenende geht es um Fragen des Kehlkopfs aus medizinisc­her, physiologi­scher, psychologi­scher und therapeuti­scher Sicht. Denn die Stimme ist nicht nur ein kostbares Gut, sondern steht mehr als der Laie vermuten mag in Wechselwir­kung mit vielen anderen Organen des Körpers.

Diese ganzheitli­che Anschauung vertritt der HNO nicht nur bei der Beratung und Behandlung von Künstlern, sondern auch in seiner Alltagspra­xis. Vor zwei Jahren hatte er als Festspiela­rzt viel zu tun, denn die enge Taktung der Vorstellun­gen überforder­te (nicht nur) Stimmbände­r. Intendant Pereira sei eben einer gewesen, „der 150 Prozent leistete, aber auch forderte“. Verglichen damit sei der heurige Sommer „gemütlich und ruhig“verlaufen – was wiederum nicht nur den Stimmen zugutekam. Gute Arbeitsbed­ingungen können wie bestmöglic­he Vorbereitu­ng, genügend Schlaf, tägliches Stimmtrain­ing und körperlich­e Fitness ganzheitli­ch sozusagen Wunder wirken.

Künstler sollten physiologi­sche Vorbilder sein, fordert Schlömiche­r-Thier. Schon von der Ausbildung an ist das mentale Training wichtig; junge Sänger sind dafür ohnehin bereits sehr empfänglic­h.

Übrigens: Privat hat der Arzt und Sänger auch ein Elixier zur Hand – im dritten Beruf ist er schließlic­h gelernter Bierbrauer.

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