Reicher wurde Mozart nie beschenkt
Vor 225 Jahren starb der wohl berühmteste Komponist der Welt, der Salzburger Wolfgang Amadeus Mozart. „Mozart 225“heißt eine Luxus-Edition mit CDs, die das Gesamtwerk und sogar Werke zweifelhafter Echtheit hörbar macht.
SALZBURG. So heiß war es im Tanzmeistersaal in Mozarts Wohnhaus, dass man um die „Gesundheit“der dort ausgestellten Originalinstrumente fürchtete. Das Gedränge lag nicht nur daran, dass Rolando Villazón am Donnerstag als Künstler und Conférencier geladen war, sondern auch am Interesse für ein Produkt, das man in Zeiten wie diesen der Schallplattenindustrie gar nicht mehr zutraute. Am 28. Oktober kommt „Mozart 225“auf den Markt, es gibt bereits Vorbestellungen. Und das bei einem Preis von rund 360 Euro. Dafür erhält man aber alles, was Mozart je komponiert hat. Und auch noch, was ihm zugeschrieben wird. Fragmente und Entdeckungen der vergangenen Jahre wurden extra neu aufgenommen in einem Umfang von fünf Stunden. Insgesamt sind das netto 240 Stunden Musik von Mozart, aufgeteilt auf 200 CDs.
Und die wiederum sind säuberlich geordnet in der schweren Box, die im zeitlosen Grün gestaltet ist, das die Internationale Stiftung Mozarteum gern für ihre Editionen der Faksimiles und anderer Kostbarkeiten verwendet. Die Stiftung war in Person von Ulrich Leisinger, dem wissenschaftlichen Leiter, auch eng in das große Editions-Unternehmen involviert. Man stellte sämtliches vorhandene Bildmaterial von Mozart bis hin zum Familienporträt zur Verfügung, und natürlich bebildern auch die im Stiftungstresor schlummernden Autografen das beigelegte Buch. Sogar das Köchelverzeichnis wurde auf den neuesten Stand gebracht.
Es sind vier Blöcke, welche für „Ordnung“sorgen in der Box. Die ersten 49 CDs umfassen „Kammermusik“, chronologisch geordnet, auch Nannerls Notenbuch fand Platz. Es steigert sich von KlavierSolowerken über Duette, Trios und Quartette bis hin zum Oktett und zu Serenaden. Als Künstler finden sich berühmte Mozartianer wie Alfred Brendel, Mitsuko Uchida, das Beaux Arts Trio oder das Hagen Quartett. Denn immerhin standen die Aufnahmen der Decca sowie der Deutschen Grammophon zur Verfügung.
Bei den Orchesterwerken – CD 50 bis 101 – finden sich zahlreiche „historisch informierte“Künstler und Orchester, von Christopher Hogwood über Frans Brüggen und Trevor Pinnock bis zu Marc Minkowski. Aber auch die unschlagbare Kombination Claudio Abbado, Friedrich Gulda und Wiener Philharmoniker ist dabei. Um die Frühwerke des Junggenies hatten sich Leopold Hager und das Mozarteumorchester verdient gemacht (von „Apollo et Hyacinthus“über „Lucio Silla“bis „La finta giardiniera“). Dass Rolando Villazón bei der Präsentation war, hatte einen weiteren Grund: Er ist der Don Ottavio auf der „Don Giovanni“-Aufnahme unter Yannick Nézet-Séguin.
Kaum eine legendäre Künstlerpersönlichkeit, die nicht in der Edition vorkommt. Nur als Beispiel: Die Sonate KV 521 zu vier Händen spielen Svjatoslav Richter und Benjamin Britten. Um Appetit zu schüren, wurde die Homepage
eingerichtet. Wie sagte Villazón: Er habe in Mozart einen „Freund fürs Leben“gefunden.