Globaler Fluch von „Big Brother“
Der neue „Tatort: HAL“versucht die Quadratur des Kreises: Ein brisantes aktuelles Thema mit Zitaten aus Stanley Kubricks Epos „2001 – A Space Odyssey“zu kombinieren.
verbessert. Schon jetzt ist er schier unangreifbar und lässt sich nicht mehr abschalten.
Wie bereits im Thriller „Im Netz“– am Mittwoch der vergangenen Woche in der ARD – geht es auch hier um Persönlichkeitsdiebstahl. Ein Programmierer von „Bluesky“wird verdächtigt, den Mord begangen zu haben, weil Computerspuren zu seiner IP-Adresse führen. Der Skandal ist, dass der eigenwillige Supercomputer inzwischen die Ermordete interaktiv und virtuell auf seinen Monitoren weiterleben lässt, was zu einer unvermeidlichen Empörung führt. Kubrick. Wer sich wie Regisseur Niki Stein so ausgiebig bei Kubrick bedient, wird zwangsläufig genau beobachtet. Das Mädchen, das zu Beginn „Hänschen klein“summt und später einen Ast in die Luft wirft, dessen Flugbahn die Kamera in Großaufnahme folgt, transportiert nur zwei der Schlüsselmomente aus „2001 – A Space Odyssey“. Der Affenmensch als Testimonial von „Bluesky“ist so unverschämt wie die Verwendung von Schrifttafeln, um die Kapitel des Films zu trennen.
Dabei wird das Wesentliche von Kubricks Stil und Ästhetik neben dem damals (1968) sensationellen Thema links liegen gelassen: die in sich ruhenden Szenen und die mächtig eingesetzte klassische Musik, die erst das epochale Moment ausmacht. Natürlich kann ein TVKrimi nicht derart umgesetzt werden, es mangelt aber an Respekt. HAL. Die neue „Tatort“-Folge ist nach dem scheinbar unfehlbaren Supercomputer „HAL“aus „2001“benannt. Der Name ist kein Zufall: H, A, L sind im Alphabet die Buchstaben vor IBM.
Die Unfehlbarkeit der Technik, künstliche Intelligenz, totale Überwachung mittels Gesichtserkennung und die globale Bedrohung, demonstriert an einem Server im fernen Tampa, Florida – all das prägt die Folge, die vor allem Filmkenner von der Lösung des (grausamen) Mordfalls eher ablenken wird. Tatort: HAL.