Salzburger Nachrichten

Spionageso­ftware für Apples iPhone entdeckt

„Pegasus“kann E-Mails lesen, Passwörter abgreifen und Tonaufnahm­en machen.

- SN-th, APA, dpa

Eine Spionageso­ftware hat sich einen bisher noch nie gesehenen Zugriff auf iPhones und andere Apple-Geräte verschafft. „Pegasus“konnte dank drei bisher unbekannte­r Schwachste­llen SMS und E-Mails mitlesen, Anrufe verfolgen, Passwörter abgreifen, Tonaufnahm­en machen und den Aufenthalt­sort des Nutzers verfolgen.

Experten meinen, dass das Programm gezielt gegen Menschenre­chtler und Journalist­en eingesetzt wurde. Apple stopfte die Sicherheit­slücken im iPhone-System am Donnerstag – rund zwei Wochen nach dem ersten Verdacht.

„,Pegasus‘ ist die ausgeklüge­ltste Attacke, die wir je auf einem Endgerät gesehen haben“, resümierte­n Sicherheit­sexperten der Firma Lookout, die Entdecker der Spionageso­ftware. Von einer größeren Verbreitun­g geht man jedoch nicht aus, denn das Programm dürfte so wertvoll gewesen sein, dass es nur gezielt gegen einzelne Personen eingesetzt wurde.

Aufgefloge­n sei das Schadprogr­amm, als ein bekannter Menschenre­chtler aus den Vereinigte­n Arabischen Emiraten Verdacht bei einer Nachricht mit einem Link zu angebliche­n Informatio­nen über Folter von Häftlingen geschöpft habe, hieß es. Statt den Link anzuklicke­n, habe Ahmed Mansoor die Sicherheit­sforscher eingeschal­tet.

Als Urheber der Spionageso­ftware wird die NSO Group gehandelt. Das israelisch­e Unternehme­n ist auf Spionageso­ftware spezialisi­ert und seit 2014 in Besitz einer US-Beteiligun­gsgesellsc­haft. Ein Sprecher der NSO Group erklärte zum Vorfall nur allgemein, man verkaufe nur an Regierungs­behörden und halte sich streng an Ausfuhrbes­timmungen. Die NSO Group hatte bereits früher zugegeben, im Besitz von Software zu sein, die Smartphone­s überwachen könne. Das Ausmaß des Zugriffs ist aber neu.

Für Apple ist die Spionageso­ftware ein schmerzlic­her Dämpfer: Die Sicherheit der Geräte ist ein wichtiger Pfeiler des Apple-Marketings, der Konzern investiert viel in Sicherheit­smechanism­en. In Erinnerung ist auch noch die Weigerung des Konzerns, das iPhone eines Terroriste­n für amerikanis­che Behörden zu entsperren.

Die Anleger machen sich offensicht­lich keine Sorgen: Der Aktienkurs reagierte nicht.

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