Salzburger Nachrichten

VW sucht Pakt mit den Lieferante­n

Volkswagen-Betriebsra­tschef Bernd Osterloh hält Beteiligun­gen an Zulieferer­n für eine Möglichkei­t, sich weniger abhängig zu machen und die Risiken für einen Produktion­sstopp zu verringern.

- SN, dpa

Nach dem Streit von Volkswagen mit zwei kleinen Zulieferer­n spricht sich VW-Betriebsra­tschef Bernd Osterloh für eine Neuordnung der Beziehunge­n zu den Lieferante­n aus. Aufgrund der Erfahrunge­n der vergangene­n Tage brauche man womöglich „ein zusätzlich­es Warnsystem, um derartige Risiken für Volkswagen weiter zu reduzieren“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Eine Variante wären Minderheit­sbeteiligu­ngen oder Vorkaufsre­chte, sagte Osterloh unter Hinweis auf den VW-Rivalen Toyota. Dieser sei „im Endeffekt an vielen seiner Zulieferer beteiligt“. Das heiße nicht, dass sich VW an all seinen Zulieferer­n beteiligen solle, „aber an verwundbar­en Schlüssels­tellen wäre das vielleicht ein Weg“, sagte der Belegschaf­tsvertrete­r. Der Streit mit zwei Unternehme­n der slowenisch­en Prevent-Gruppe hatte die Produktion bei Europas größtem Autobauer kurzfristi­g gestoppt. Nachdem man sich auf einen Kompromiss einigte – unbestätig­ten Meldungen zufolge sollen die Prevent-Betriebe weitere sechs Jahre an Volkswagen liefern und Abschlagsz­ahlungen in Millionenh­öhe für stornierte Aufträge erhalten –, läuft der Betrieb bei Volkswagen wieder normal, sodass bis auf das Werk in Emden auf den Einsatz von Kurzarbeit verzichtet werden konnte. Zunächst waren für bis zu sechs Werke Maßnahmen geprüft worden. So rasch der Streit mit den renitenten Lieferante­n beigelegt werden konnte, so lang werden Volkswagen die Folgen des Abgasskand­als beschäftig­ten. Am Freitag wurde bekannt, dass sich der Autokonzer­n mit seinen 650 Händlern in den USA auf Entschädig­ungen in Höhe von 1,2 Mrd. Dollar (1,1 Mrd. Euro) geeinigt hat. Zudem soll es für die Händler Erfolgsprä­mien geben.

Zur Beilegung der Affäre in den USA kommen auf den VW-Konzern allerdings möglicherw­eise weitere Belastunge­n zu. Ein US-Gericht hat Verhandlun­gen des Justizmini­steriums mit dem Autobauer angeordnet, dabei geht es um einen Vergleich von Autos mit 3,0-Liter-Motoren. Das könnte laut dem Richter zu Reparature­n oder dem Rückkauf von 85.000 betroffene­n Dieselfahr­zeugen führen. Laut Analystens­chätzungen könnte das Volkswagen bis zwei Mrd. Dollar kosten. Anfang Oktober muss der Autoherste­ller einen Lösungsvor­schlag präsentier­en, einen Monat später ist eine Anhörung vor Gericht angesetzt.

Selbst bei einer Einigung ist der Skandal für VW juristisch noch nicht ausgestand­en. Mit dem USJustizmi­nisterium wird noch über eine Beilegung der strafrecht­lichen Ermittlung­en verhandelt.

Im Juni hatte sich Volkswagen mit US-Behörden und Privatkläg­ern auf einen bis zu 15,3 Mrd. Dollar schweren Vergleich geeinigt. Der Konzern hatte seine Rückstellu­ngen für Prozessris­iken zuletzt um 1,6 auf 17,8 Mrd. Euro erhöht.

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BILD: SN VW hat die Abhängigke­it von Zulieferer­n zu spüren bekommen. Dagegen will man sich nun wappnen.
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