Brüssel und Paris im Tourismustief
Terroranschläge sorgen für massive Rückgänge und sinkende Preise.
Nach den Terroranschlägen von Brüssel und Paris sind die Tourismuszahlen in Belgien und Frankreich eingebrochen. Die Buchungszahlen der Hotels in Brüssel gingen in den drei Monaten nach den Attacken vom 22. März drastisch zurück, wie aus der aktuellen Statistik hervorgeht. Die Brüsseler Museen zählten im April, Mai und Juni jeweils 35 bis 38 Prozent weniger Besucher als ein Jahr zuvor.
Die Hotels der belgischen Hauptstadt waren demnach im April nur zu 53,9 Prozent ausgelastet (minus 22,1 Prozent), im Mai lag die Auslastung bei 59,0 Prozent (minus 21,3 Punkte), im Juni waren es 66,3 Prozent (minus 19,6).
Auch der Touristenmagnet Brügge beklagt heftige Einbußen. So verzeichneten die Boote auf den berühmten Kanälen der belgischen Stadt in den ersten sechs Monaten 2016 nur 400.280 Passagiere, rund 22 Prozent weniger als zur gleichen Zeit des Vorjahrs. Die Stadt führt dies laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Belga direkt auf die Folgen des Terrors zurück.
Das belgische Wirtschaftsministerium hatte Ende Juli in einer Zwischenbilanz zu den Folgen der Terroranschläge einen Rückgang der Steuereinnahmen um 760 Mill. Euro gemeldet. Allein bei den indirekten Steuern aus dem Tourismussektor fehlten demnach 359 Mill. Euro. Die Studie weist allein für März 2016 ein Viertel weniger Übernachtungen in Brüsseler Hotels aus als ein Jahr zuvor.
Keine ungetrübte Ferienzeit durchlebt auch der sonst so selbstbewusste Tourismusweltmeister Frankreich. Nach der Serie von Terroranschlägen, zuletzt schockierte die Amokfahrt von Nizza, senken Luxushotels in und um Paris ihre Zimmerpreise. Bei Fünfsternehäusern gebe es Nachlässe zwischen 25 und 45 Prozent, erklärte der Generaldirektor des Tourismus-Ausschusses der Region Paris, François Navarro.
Bezifferte Angaben zu anderen Hotelkategorien liegen nicht vor – insgesamt leidet aber die gesamte Branche unter den Terrorfolgen.
Vor allem ausländische Gäste machen einen Bogen um Herbergen der französischen Hauptstadt mit ihren weltbekannten Wahrzeichen Eiffelturm und Champs-Élysées. Im ersten Halbjahr gab es bei den Ausländern im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 9,9 Prozent. „Eine Million Touristen ist nicht gekommen“, bilanzierte Navarro. Diese Zahl beziehe einheimische Urlauber mit ein. Die Gesamtzahl aller Touristen betrug knapp 15 Millionen. Aus Deutschland kamen 420.000 Besucher in die Stadt der Lichter und Liebe, 55.000 weniger als im Vorjahr.
Insgesamt wettmachen konnte die Rückgänge offenbar nicht einmal die Fußball-Europameisterschaft, die von Anfang Juni bis Anfang Juli in Frankreich über die Bühne gegangen war.
Die Einbußen für die gesamte Branche im Großraum Paris werden auf 750 Millionen Euro im ersten Halbjahr beziffert – im gesamten Jahr könnten sie sich auf 1,5 Milliarden Euro verdoppeln. Bei dieser Rechnung werden auch Geschäfte oder Restaurants berücksichtigt, wo Touristen Geld ausgeben.